Soeben vor die Haustür der Standard-Redaktion in der Wiener Herrengasse getreten, nach rechts geblickt (von da kommen in der Einbahn die Autos ), den Fuß fast schon auf die Fahrbahn gesetzt - da zischt mit einem scharfen Luftzug ein Radfahrer aus der Gegenrichtung knapp vorbei. Er darf das, er darf gegen die Einbahn fahren.

Um diese Fragen wird sich künftig ein neuer "Fahradbeauftragter" der Stadt Wien kümmern. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sucht gerade einen/eine für eine solche Funktion, die ausdrücklich als "Führungsfunktion" ausgeschildert ist. Denn das Radfahren soll in Wien einen "massiven Schub" bekommen. Gut so. Und wenn der Fahrradbeauftragte was zusammenbringt, noch besser. Seine Aufgaben bestehen unter anderem darin, "Events zum Thema zu organisieren". Das ist auch ganz wichtig, denn Politik besteht heute hauptsächlich aus "Events": Wir freuen uns schon auf das große Rad-Rambazamba am Rathausplatz mit Fotos von Maria Vassilakou auf dem Rad. Die Frage, ob sich dafür auch Bürgermeister Michael Häupl auf ein Rad setzt, ist noch offen.

Die Grünen lassen schon seit einiger Zeit durchblicken, dass sie die Radler nicht auf die Radwege abgedrängt sehen wollen. Das bedeutet viel mehr Radler im Straßenverkehr und automatisch auch ein höheres Gefahrenpotenzial. Das wird man sehr intensiv diskutieren müssen, vielleicht noch vor der Einsetzung eines Radbeauftragten. (rau, DER STANDARD-Printausgabe, 28.6.2011)