Schon lange nicht mehr über Weinpreise gemeckert in dieser kleinen dreckigen Konsum-Kolumne. Dahin die Zeiten der Erregung über "Hauswein" um 7,50 das Glas? Abgestumpft und eingekocht vom gastroönologischen Komplex? Wenn der Fidler so auslässt, haben wir ja immer noch unsere Vegetarierin zum Wundern.
Roh die Kost
Freitagabend, Sonne, doch kein Entkommen aus den Stadtgrenzen, also wenigstens Garten. Und Grinzing. Grinzing, weil Herr Holzer schon schwärmte von der neuen Buschenschank des Immobilienmultis und Nebenerwerbsweinmachers Lenikus. Tatsächlich fein unter der Uralt-Eibe (? - eine biologische Vermutung des Universaldilletanten), angenehm unprätenziös und einfach. Überraschend einfach.
Basic as can be der Gemüseteller - gewiss bio, gewiss alte Sorten, aber halt eine Zucchini, eine Feldgurke, Paprika, Paradeiser, gewaschen und fertig. Die Vegetarierin fand dafür 6,50 überraschend. Aber was hatte sie, die sich da ja auskennen sollte, von einem Gemüseteller erwartet? Als Beipacktext stand zudem auf der Karte: "Reise durch die Vielfalt der Aromen von frischem Gemüse".
Löwenzahn im Barrique
Aromatisch etwas vielfältiger, weil überraschender, schien mir mein Grünzeug im Glas: Löwenzahnsirup, angenehm unpickig und fein. Aber wussten Sie, dass Grinzinger Löwenzahn stark nach Vanille schmeckt? Wird ja doch nicht im Barrique ausgebaut sein, oder?
Mein Teller vom Schinken mit Senf und Brot hielt im Wesentlichen, was er versprach, Loipersbacher Rohschinken, Hammerfleisch und Beinschinken, sehr fein, sollte man jedenfalls in großer Variante (9,80) nehmen. Die Käse (kleine Variante, 6,20) aus Österreich ebenfalls eine Pracht. Für eine Vorstellungsrunde leider zu rasch weg. Vom eingelegten Gemüse, vom Senf, vom wunderbaren Brot kann ich auch nur Gutes berichten. Und erst vom Wein.
Welt-liner!
Gut, der Weißburgunder war selbst mir ein bisschen zu knochentrocken, vielleicht auch nur nach dem fruchtigen Gemischten Satz. Sehr schön der Riesling, lassen Sie sich nur nicht von der Warnung des höchsten Restzuckers abschrecken! Aber vernünftigerweise greift man zum Veltliner (stolz verweist man auf die Wiener Landes-Goldmedaille, die auch Burgunder und Riesling erhielten, allesamt vom Bisamberg). Die Vegetarierin wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Hat sie mich jemals genötigt, zu fragen, was denn die Flasche kostet?
Wenn sie welchen mitnehmen wollte, dann nicht lange: 21 Euro über die Gasse, 25 Euro im Lokal, 4,30 das Achtel. Da wirkte sie etwas überrascht.
Aber, wende ich jetzt gelassen ein: Der durchaus angenehme Gemischte Satz liegt bei 2,40 pro Glas. Aber der schmeckte ihr halt nach dem Veltliner nimmer. Auch das kann ich verstehen.
PS: Wo wir schon beim Thema Buschenschank sind, könnte ich eigentlich den Kieslinger loben. Aber das ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt von Grinzing. Demnächst mehr dazu.
UserInnen, bitte!
Und wenn schon von Alternativen zur feinen Lenikus-Schank die Rede ist: Verraten Sie uns Ihren liebsten Heurigen, Ihre liebste Buschenschank (für Steirer: Ihren liebsten Buschenschank)? Sachdienliche Hinweise erbeten!