Ein Pavillon des Otto Wagner Spitals. Anrainer befürchten, dass der Bau von Wohnhäusern auf der Baumgartner Höhe das historische Ensemble zerstören könnte.

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Wien - Die Bauarbeiten haben zwar schon begonnen, eine Präsentation des Gesamtprojekts soll es aber erst im Herbst geben. "Wir sind offensiv und transparent - und machen lieber eine Veranstaltung zu viel als zu wenig", sagt Ewald Kirschner, Generaldirektor der Gesiba. Bis 2015 errichtet die stadteigene Wohnbaugesellschaft rund 650 Wohnungen auf dem östlichen Teil des Spitalgeländes auf der Baumgartner Höhe (Eingang Reizenpfenninggasse). Da erst 2012 damit begonnen wird, will man die dazugehörige Informations-Offensive für Anrainer nach den Sommerferien starten.

Davor - nämlich ab sofort - baut Vamed ein Rehab-Zentrum für Orthopädie auf dem Areal. Dabei wollte man offenbar keine Zeit verlieren. Erst im April verkaufte der Krankenanstaltenverbund das Grundstück um 3,6 Millionen Euro, jetzt lässt Vamed schon die Bagger vorfahren. 152 Betten auf vier Stationen sind geplant, dazu ein öffentlicher Wellnessbereich mit Sauna und Schwimmhalle.

Keine öffentliche Präsentation bisher

Der 34-Millionen-Neubau, der bis 2013 fertig sein soll, wurde zwar dem Bezirksausschuss vorgelegt, auf eine öffentliche Präsentation hat man aber bisher verzichtet - weshalb sich bei Anrainern prompt Widerstand regt. "Wir fordern eine öffentliche Debatte darüber, was aus dem Areal werden soll", sagt Karl Melber von der Initiative Steinhof, "schließlich gehört es uns allen."

Seit die Dezentralisierung der Wiener Psychiatrie und die Errichtung eines neuen Krankenhauses in Floridsdorf fix sind, wird darüber gestritten, was aus jenen Teilen der Otto-Wagner-Anlage werden soll, die nicht mehr als Spital gebraucht werden. Der Bau von Wohnhäusern würde das Ensemble zerstören, die Anlage müsse weiter für soziale Einrichtungen genutzt werden - etwa zur Seniorenbetreuung, sagt Melber. "Sich auf Sachzwänge auszureden ist zu wenig, es geht auch um politischen Willen."

Lockerere Verbauung

Diesen hatten die Grünen vor ihrem Eintritt in die Stadtregierung stets klar formuliert - und sämtliche Initiativen, die sich gegen eine Verbauung der Baumgartner Höhe und der angrenzenden Steinhofgründe wehren, unterstützt. Inzwischen versucht man, sich mit den neuen Plänen anzufreunden, "Wir freuen uns noch immer nicht", sagt Elisabeth Holzer von den Penzinger Bezirksgrünen, "versuchen aber zu beruhigen." Schließlich sehe der neue Entwurf eine wesentlich lockerere Verbauung als der alte vor.

Ursprünglich sollten alle Grünstreifen zwischen den historischen Gebäuden bebaut werden. Im Masterplan von Architekt Albert Wimmer bleibt mehr Freiraum zwischen revitalisierten Altbauten und neuen Wohnhäusern als vom Flächenwidmungsplan vorgeschrieben.

Anschluss ans Öffi-Netz unklar

Ungeklärt ist, wie die neue Wohnsiedlung ans Öffi-Netz angeschlossen werden soll. Denn die nächste Bushaltestelle (48A) ist gut 15 Minuten Fußmarsch entfernt. Ein Verkehrskonzept ist laut Gesiba-Chef Kirschner in Arbeit. Dieses berücksichtigt auch den Umstand, dass nach Fertigstellung der Projekte bald noch mehr Menschen auf das Gelände ziehen könnten.

Denn es gibt auf dem Ostareal noch ein bebaubares Grundstück, das die Stadt in den nächsten Jahren loswerden will. Der KAV hat es an die Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft abgegeben, die soll es veräußern. Womit die Debatte um den Erhalt der Anlage in die nächste Runde geht: "Unser schlimmster Albtraum wären dort tolle Villen für reiche Leute", sagt Grün-Mandatarin Holzer. (Martina Stemmer, DER STANDARD-Printausgabe, 27.6.2011)