Ich häng an dir: Im modernen "Sturm" sind die Männer rar.

Foto: Theater in der Hegelgasse

Wien - Shakespeare hat meistens Männer ins Rennen um die Macht geschickt. Doch weil Frauen genauso austeilen können, hat Regisseurin Dorotty Szalma die Geschlechter der Protagonisten umgekehrt: Anstatt elf Burschen und ein Mädchen auf die Bühne zu schicken, dominieren Frauen die Szenerie, und nur drei männliche Nebenpersonen tauchen auf.

So mimt Hannah Nestlinger die entmachtete Prospera, die Mailand mithilfe von Magie und einem beflissenen Geist zurückerobern will. In einem Sturm lässt sie vier italienische Aristokraten auf einer Insel im Mittelmeer stranden, um ihnen eine Lektion zu erteilen.

Mit der maritimen Kulisse und den sphärischen Gestalten dürfte der Sturm nicht nur für Schulgruppen eine Herausforderung sein. Das Wiener Theater in der Hegelgasse hat sie jedenfalls gemeistert. Es sind einfache Mittel, die das Stück in die Gegenwart transportieren: Ruckelige Videoprojektionen deuten die Insel an, von einem Hochsitz aus agiert der Luftgeist und Imagine bildet das musikalische Leitmotiv.

"Wo ist wohl die Musik?", fragen sich die drei schiffbrüchigen Gören im Maturaballgewand und gehen ihr nach. Man kann sie von Anfang an nicht leiden und beobachtet nur zu gern, wie sie der Drahtzieherin vor den Zauberstab laufen. Doch obwohl Prospera gegen die Intrigantinnen gewinnt, ist die resolute Stephani (Raphaela Kucera) die Siegerin der Herzen: Mit der Weinflasche in der Hand und einem Trinklied auf den Lippen erntet sie immer wieder schallendes Gelächter.

Dass also neben der respekteinflößenden Zauberin und den Bösewichten auch ein urkomisches Deppengespann auf die Bühne kommt, ist das Erfolgsrezept des Stückes. In diesem Sinne endet der Sturm, auf den zu Beginn eine Gitarre eingestimmt hat, wieder mit Musik und alle singen: Pure Vernunft darf niemals siegen.   (Lisa Arnold/ DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)