"Ein gutes Modell": Siegi Stemer (VP), Vorarlberger Bildungslandesrat.

Foto: Land Vorarlberg

Wien - Vermurkst in Wien. Der Vorarlberger Bildungslandesrat Siegi Stemer (ÖVP) sagt es zwar nicht so, aber er meint es so, wenn es um die von seiner Partei gebremste "modulare Oberstufe" geht: "Das ist ein guter Ansatz, der sich in Schulversuchen sehr bewährt hat und von uns grundsätzlich positiv bewertet wird, nur muss sich die Regierung, bitte schön, schon die Arbeit und die Mühe machen, die Dinge bis zum Ende durchzudenken und dann auch richtig zu kommunizieren. In der Öffentlichkeit ist nur das Aufsteigen mit drei Fünfern übriggeblieben", kritisiert Stemer im Gespräch mit dem STANDARD: "Das sind Strickfehler der Regierung, die dürfen nicht passieren."

Immerhin hatte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) mit den Bildungssprechern Werner Amon (ÖVP) und Elmar Mayer (SPÖ) die modulare Oberstufe als startklar für den Begutachtungsprozess präsentiert.

"Die schlechte Kommunikation hat für Irritation gesorgt, die sofort beseitigt werden muss, um das gute Modell der modularen Oberstufe zu realisieren", fordert Stemer. Der ehemalige AHS- und BHS-Lehrer ist überzeugt von dem Modell. Durch die institutionalisierte "Ganzjahresförderung, das Coachingsystem und die Module" werde als "allererstes Ziel erreicht, dass eben nicht mehr nachher, wenn drei Fünfer da sind, angefangen wird mit Lernen und die Schüler vor einer Mauer stehen, die sie nicht packen, sondern rechtzeitig vorher", erklärt Stemer: "Das wird zu weniger Nachhilfe, weniger Fünfern und weniger Sitzenbleiben führen."

Der Geschäftsführer und Bildungssprecher der steirischen VP, Bernhard Rinner, stößt ins gleiche Horn: "Da ist etwa nicht richtig kommuniziert worden. Von der Optik ist dieses Hin und Her ein Wahnsinn", erklärt Rinner dem STANDARD. Natürlich sei "ein Aufsteigen mit Fünfern nur in Modulsystemen, wie sie ja in Modellversuchen bereits sehr gut funktionieren, und nicht im jetzigen Regelschulsystem denkbar", betont Rinner, "aber davon ist am Stammtisch nichts übrig geblieben, nur das Aus für das Sitzenbleiben". Wenn Modellversuche "evaluiert und sich als Best-Practice-Beispiele bewährt haben", kann er sich die modulare Oberstufe auch für die Regelschule vorstellen, jetzt sei er aber für "Wahlfreiheit".

"Grundsätzlich okay" findet die modulare Oberstufe auch der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP), die politische Präsentation mit den drei Fünfern empfand er aber als "nicht sehr glücklich". Im STANDARD-Gespräch betont er, dass das Modell auch jenen Schülern, die "mehr Module besuchen, weil sie besonders interessiert oder begabt sind", etwas bringe.

Im Büro von Niederösterreichs Bildungslandesrat Karl Wilfing (ÖVP) ist man für die modulare Oberstufe - "aber getrennt von der Fünfer-Debatte", eine Drei-Fünfer-Aufstiegsautomatik lehne man ab. Das tut auch die VP Tirol. Sie fordert eine rasche Umsetzung des Modells - und ein Einlenken der Bundes-ÖVP, was sie Bildungssprecher Amon brieflich mitteilte. (Lisa Nimmervoll, Colette M. Schmidt, STANDARD-Printausgabe, 25./26.6.2011)