Ab in die Wanne! Die junge Theatergruppe des slowenischen Kulturvereins St. Johann interpretiert Waterboarding neu.

Foto: Marko Weiss

Wien - Wenn am Samstag die jungen Kärntner von Teater Sentjanz / St. Johann den Stückereigen des diesjährigen Schülertheatertreffens mit Jack ali (Schälchen Kaffee) beschließen, wird eine junge Tradition fortgeschrieben. Auch im letzten Jahr kam die letzte Aufführung aus Kärnten, auch damals stand die slowenische Sprache im Mittelpunkt. Die Herangehensweise könnte aber unterschiedlicher nicht sein.

Die Mitglieder des Slowenischen Kulturvereins St. Johann versuchen nicht, ihre persönlichen Bezugspunkte zum Slowenischen direkt auf die Bühne zu übertragen. Das von Alenka Hain sowohl geschriebene als auch inszenierte Stück erweckt vielmehr den Anschein eines dystopischen Experiments. Zwei Frauen und zwei Männer in verschiedenfarbigen Oberteilen teilen sich die weitestgehend leere Bühne. Aus einem Tanz mit Tassen entwickelt sich erst ein Streit um den Kaffee, dann um die Identitäten. Während seine Kollegen in der Hoffnung auf mehr Bohnenbrühe bereitwillig ihre Namen ablegen und zukünftig Jack heißen wollen, möchte Miro lieber Miro bleiben.

Eine in der Welt von Jack ali äußerst unkluge Entscheidung. Miro soll nun nämlich einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Diese findet, wie es sich für eine gründliche Wäsche gehört, in einer Badewanne statt. Die darin enthaltenen Tischtennisbälle sorgen nicht nur für einen schönen Rascheleffekt, sondern werden alsbald auf die unterschiedlichsten Arten als Folterinstrumente missbraucht. Bis auf eine kleine Pause, in welcher der artifizielle Charakter des Stücks einmal mehr betont wird, muss der arme Miro tüchtig leiden. Sogar das Publikum darf in dieser speziellen Demokratie über den Therapieverlauf entscheiden - oder auch nicht.

Bis zur Auslöschung des Subjekts ist es ein weiter Weg, auf dem Alenka Hain ihren Darstellern einiges zu tun gibt. Mit viel Körpereinsatz und Freude am schnellen Spiel mit der vom Slowenischen immer wieder ins Deutsche oder Englische kippenden Sprache zeigen die jungen Schauspieler mitunter großartige Leistungen. Die unterschiedlichsten Rollenbilder einer Welt, die Individualität bestraft und systemkonforme Leistungsträger belohnt, werden so unter Hochdruck bearbeitet.

Viele Ideen bleiben dabei jedoch nur skizzenhaft, der Wunsch nach ein paar Momenten der Auflockerung unerfüllt. Das Ende, welches man als offene Finsternis bezeichnen könnte, erscheint da nur konsequent.  (Dorian Waller / DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2011)