Eine Idee der Geoingenieure: Tanker sollen Meerwasser in die Luft blasen, um für mehr Wolken und Sonnen- reflexion zu sorgen.

Foto: NASA

Lima/Wien - Noch in seinem letzten Bericht aus dem Jahr 2007 verwarf der Weltklimarat IPCC Geo-Engineering als "spekulativ" und ging auch nicht weiter darauf ein. Das von der Uno eingesetzte Expertengremium scheint in der Zwischenzeit seine Meinung gründlich geändert zu haben. Denn diese Woche ließ der IPCC in der peruanischen Hauptstadt Lima Experten die Möglichkeiten und Grenzen diskutieren, mittels Ingenieurskunst die Klimaerwärmung zu stoppen.

Das Hauptargument der Befürworter solcher Eingriffe: Der Klimawandel vollziehe sich noch schneller als gedacht, und bevor wir mit anderen Maßnahmen so weit sind, könnte Geo-Engineering als kurzfristig wirkendes "Heftpflaster" gegen die Erderwärmung wirken, wie Klimawandel-Konvertit Bjørn Lomborg unlängst im STANDARD argumentierte.

In Lima wurde über einige mehr oder weniger futuristische Ideen der letzten Jahre diskutiert. Als eher ineffizient scheinen sich die Versuche zu erweisen, mittels Eisendüngung das Wachstum von Algen anzuregen, die Kohlendioxid bzw. Kohlenstoff binden. Etwas konkreter scheint die Idee zu sein, mittels "Nebelmaschinen" auf Tankern zusätzliche Wolken über den Ozeanen bilden, um mehr Sonnenlicht ins All zurückzustrahlen und den Planeten zu kühlen. Dies ließe sich auch erreichen, wenn große Flächen mit Gräsern mit hellen Ähren bepflanzt würden. Zudem gibt es bereits konkrete Initiativen, Hausdächer weiß streichen.

Schwefelpartikel in der Atmosphäre könnten ebenfalls Sonnenenergie zurückstrahlen. Die könnten mit geeigneten Flugzeugen dorthin gebracht werden. Was das kostet, haben US-Forscher unlängst in den Geophysical Research Letters ausgerechnet: Dafür bräuchte es 167 Kampfjets, die auf rund 5 Milliarden Euro kommen. Der Flugbetrieb würde sich mit jährlich gut 3 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Weniger gut erforscht sind allerdings noch die Nebenwirkungen.

Besonders futuristisch sind die im Fachblatt PNAS diskutierten Ideen des US-Astronomen Roger Angel, der einen Sonnenschirm zwischen Erde und Sonne aufspannen lassen will: Bis heute existiert keine der dafür nötigen Techniken (u. a. elektromagnetische Kanonen). (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 24.06.2011)