Viele Firmen und Webseitenbetreiber scheuen eine Umstellung auf das neue Internetprotokoll IPv6. Sie befürchten, danach nicht mehr für alle Kunden erreichbar zu sein. Doch wer die Einführung jetzt nicht angeht, wird später dafür teuer bezahlen, schreibt das Magazin iX in seiner aktuellen Ausgabe.

Pragmatischen Einsatz von IPv6

Obwohl IPv6 die wegweisende Technologie für öffentliche und private IP-Netzwerke ist, zögern viele Unternehmen noch und halten am Vorgängermodell fest. Dabei unterstützen alle gängigen Betriebssysteme, zahlreiche Netzkomponenten und viele Anwendungen das neue Kommunikationsprotokoll schon seit Jahren. Auch etliche Firewall-Hersteller bieten wenigstens grundlegende IPv6-Funktionen, die zwar vielleicht noch nicht in allen Punkten an die IPv4-Unterstützung herankommen, aber zumindest einen pragmatischen Einsatz von IPv6 erlauben. Zudem hat der IPv6-Tag am 8. Juni gezeigt, dass die Befürchtungen in puncto Erreichbarkeit meinst unbegründet sind.

Ausreden

"Eigentlich gibt es kaum noch Ausreden, die Infrastruktur nach drei Jahrzehnten IPv4 nicht endlich zu erneuern", fasst iX-Redakteur Bert Ungerer zusammen. Die Umstellung auf IPv6 sei zwar mit Ausgaben für Mitarbeiterschulung und Verbesserung der IT verbunden.

"Ein Aspekt, der mit wachsender Abhängigkeit von einer funktionierenden Internet-Anbindung an Bedeutung gewinnt"

Dennoch machten sich Investitionen in IPv6-Systeme auf lange Sicht besser bezahlt als Ausgaben, die nur auf IPv4-Systeme beschränkt sind. Zumal IPv6 eine Reihe von Vorteilen bietet. So bereinigt IPv6 das Protokoll von Altlasten und lässt sich dadurch einfacher implementieren, konfigurieren, betreiben und debuggen als IPv4. Das wirkt sich auf Dauer positiv auf die Betriebskosten aus. Vor allem aber erhöht sich die Zuverlässigkeit. "Ein Aspekt, der mit wachsender Abhängigkeit von einer funktionierenden Internet-Anbindung an Bedeutung gewinnt", so iX.

Dual-Stack

Fallstricke hingegen birgt der Parallelbetrieb, der sogenannte Dual-Stack, der über Jahre wohl in vielen Firmen zum Modell werden könnte: IPv6 wird dabei hinzugeschaltet, ohne IPv4 abzuschalten. Da die beiden Protokolle aber unterschiedliche Anforderungen an die Hardware stellen, kann es zu neuen Fehlerquellen kommen. Beispielsweise können Anwender bei Druckerproblemen nicht sagen, ob der Drucker über IPv4 oder IPv6 läuft. "Hier ist eine gut koordinierte Einführung gefragt sowie eine Schulung der Anwender, die mögliche Warnmeldungen aufgrund von Dual-Stack-Problemen verstehen und nicht einfach wegklicken sollen", so Bert Ungerer.  (red)