Sao Paulo - Mancher erinnert sich vielleicht noch an die Bilder, die 2008 um die Welt gingen: Damals wurden aus einem Flugzeug Bilder eines Indigenendorfs im brasilianischen Amazonas-Gebiet nahe der Grenze zu Peru geschossen; die unfreiwilligen Medienstars schossen mit Pfeilen zurück.

Nun berichtet Brasiliens Nationale Indigenen-Stiftung (FUNAI) von einer weiteren Entdeckung in derselben Region: Bei einem Überflug im April seien auf mehreren Lichtungen in Javari-Tal vier große Hütten gesichtet worden. Die Lichtungen waren bereits zuvor auf Satellitenaufnahmen aufgefallen. Die FUNAI schätzt, dass etwa 200 Menschen - Angehörige eines bis dato noch nicht kontaktierten Volkes - in der kleinen Siedlung leben. Sowohl die Hütten als auch die angelegten Mais- und Bananenfelder seien neu und vermutlich höchstens ein Jahr alt. Das lasse sich unter anderem aus dem Stand der Anpflanzungen ablesen. 

Viele kleine Siedlungen

Nach vorläufiger Einschätzung könnte die Gruppe zur Pano-Sprachfamilie gehören, die im Amazonas-Gebiet in Brasilien, Peru und Bolivien verbreitet ist. FUNAI-Angaben zufolge gilt das Gebiet als die Region mit der höchsten Anzahl unkontaktierter Völker. 14 derartige Völkerschaften sind bekannt, acht wurden in jüngster Zeit mittels Satellitenbildern oder Expeditionen zu Land ausfindig gemacht. Die Gesamtzahl an Menschen, die solchen kleinen Völkerschaften angehört, wird in der Region auf etwa 2.000 geschätzt.

Die Stiftung hatte sich 1987 entschieden, solche isoliert lebenden Gruppen nicht mehr zu kontaktieren - weil ihnen dies in der Vergangenheit nur Nachteile brachte. Doch so abgelegen das Gebiet auch ist, wird die Existenz der indigenen Gruppen doch durch illegale Fischer, Jäger, Goldsucher sowie durch grenzübergreifenden Drogenschmuggel bedroht, warnt die FUNAI. (red/APA)