Strahlend: Riesenlampe "bulb" von der Wiener (Film-)Architektin Angela Hareiter.

Foto: Secession/Matthias Herrmann

Jack Goldstein: "MGM", 2003

Foto: Secession

Wien - Es soll bitte ja keine Ausstellung über Kunst und Kino sein, sondern über die Produktionsweise beider Medien, die sich im vergangengen Jahrzehnt - jenseits des Crossover-Geschwurbels - einander immer mehr nähern, sich ergänzen, kopieren. Die Secession als Diskurszone: Die Streifen, Loops, Kreise schickt Constanze Ruhm auf die Reise.

Die laut der Künstlerin "neue Perspektive auf die Gegenstände der Filmgeschichte im Kontext der Kunst" gestaltet sich angenehm unaufgeregt, bleibt trotz hoher Theoriedichte spielerisch - und ohne sattsam bekannte, grausam inflationäre Aneinanderreihungen schwarzer Videokammerln. Es gibt zwar ein richtig großes Kino, aber sonst bringt die stark aus der persönlichen Künstlergeschichte Constanze Ruhms hergeleitete Schau Fate of Alien Modes das (Film-) Licht in den Mittelpunkt.

Programmatisch dafür die als riesenhaftes Pop-Art-Objekt im Eck liegende, silberne Rundlampe bulb, deren Halbkreis der halben Secessionskuppel entspricht. Filmarchitektin Angela Hareiter entwarf die Lampe ebenso wie den Bühnenzwitter aus Plattenspieler und Filmrolle, auf dem Filmemacherin und Performerin Penelope Georgiou am 5. Juni tanzen - und dies auf Film bannen will.

Auffällig oft aktualisiert man Arbeiten aus den 60er-und 70er-Jahren, seien es etwa Setfotografien aus dem "Freaks"-Film von Documenta-11-Teilnehmerin Ulrike Ottinger oder, eine Entdeckung der Schau, der vor kurzem verstorbene Allroundkünstler Jack Goldstein. Er fertigte färbige Vinylplatten mit vorproduzierten Filmtönen oder führte das im kollektiven Gedächtnis verankerte MGM-Machtzeichen, den brüllenden Löwen, ad absurdum, indem er ihn immer wieder im Loop brüllen lässt.

Der Filmhistoriker Mark Nash präsentiert das einst bahnbrechende Filmmagazin Screen und seine persönliche Filmauswahl, darunter Derek Jarmans The Last of England. Der Brite Isaac Julien analysierte in seiner Doku das Blaxploitation-Genre (am 1. Juni, Filmmuseum). Für die Secession bearbeitete er sein Archivmaterial, welches schwarze Schauspieler während der Drehpausen und andere Sequenzen zeigt. Eine etwas blutleere Illustration einer Nicht-Film-Zeit.

Terroristen bei Klimt

In Drehbuch, Storyboard und Film setzte Rainer Kirberg seine Terroristenstory um Biotechnologie um - im Saal des Klimtschen Beethovenfrieses und in Anlehnung an die Themen des Jahrhundertwendemalers. Lichtzeichnungen - so der Name der ersten Fotografien des Henry Fox Talbot - nennt Morgan Fisher Durchpausen von Werbeanzeigen von Fotofirmen aus den 50ern. Ein Moment an deren Ende darstellen, nennt es Fisher, dem diese Zeit (und Technik) so versunken vorkommen wie die Klassische Antike.

Es müssen ja nicht unbedingt die visuellen Analysen litauischer Frauenstimmen seit den 50er-Jahren sein, welche das litauische Brüderpaar Nomeda und Gediminas Urbonas umsetzt: Der Blick durch Constanze Ruhms Kunstbrille auf Bild- und Mediensprache, auch in Hinblick auf Technologien, schärft sich. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2003)