Die dritte Rede des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad hat ziemlich genau den diversen Erwartungen entsprochen - natürlich mit Ausnahme der seiner Freunde in der Türkei, die immer noch einen schnellen und grundlegenden Wandel in Syrien für möglich halten.

Seine Anhänger, die keineswegs nur regimeorganisiert sind, muss Assad nicht davon überzeugen, dass der Aufstand ein von außen gesteuerter Anschlag auf die Einheit - und politische Unangepasstheit - Syriens ist. Den Wankelmütigen und dem Bazar hat er, indem er den Schaden für die Wirtschaft ausmalte, bestätigt, dass die Unruhen nicht gut für sie sind. Und die Reformversprechen waren für jene Länder gedacht, die sich auf internationaler Ebene gegen eine härtere Gangart wehren, allen voran China und Russland, wo ja mit "Unruhestiftern" nicht anders umgegangen wird. Ihr Argument, Assad sei ohnehin bereit, etwas zu ändern, wurde gestärkt. Gleichzeitig machte der übliche "Wir werden uns das ansehen" -Modus der Reformankündigung diese für Regimekritiker uninteressant.

Spannend war allenfalls, dass Assad betonte, das Regime werde ohne Ansehen der Person gegen Korruption vorgehen. So selbstverliebt und weltfremd ist nicht einmal der syrische Präsident, dass er nicht weiß, dass dieser Vorwurf im speziellen seiner Familie gilt. Vielleicht wird man ja bald Näheres über die Hintergründe des Rückzugs seines Cousins, des Multimilliardärs Rami Makhluf, hören. (Gudrun Harrer /DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2011)