"Viertelwelten"-Ausstellung mit Linzer Kindern des Franckviertels.

Foto: Architekturforum

Linz - Soziologische Projekte haben sich mit Vorstadtvierteln, den Bewohnern (oft Zuwanderern) auseinandergesetzt. Wenige haben bei den dort Lebenden nachgefragt. Peter Arlt hat mit Katrin Leisch und Fotografin Sabine Köstler genau das getan. Sie baten Volksschüler der "Dorfhalleschule" im Franckviertel ihren Lebensraum zu definieren, zu erzählen, wer sie sind, wer sie sein möchten.

Der Name des Franckviertels geht zurück auf den Ludwigsburger Kaffeesurrogathersteller Heinrich Franck, der 1879 eine Außenstelle in Linz errichtete. Unter anderem zeugen noch die für die Arbeiterfamilien errichteten Wohnhäuser davon. Die Franckstraße ist begrenzt von Voest und Autobahn einerseits und gläsernen Bankbürogebäuden andererseits. Der Wohlstand ist eine Autobusstation entfernt. Ein Stadtteil, um den sich Kulturschaffende in den letzten Jahren bemühen. Stadtteil-TV, Theater in Innenhöfen und andere Projekte haben ihn ins öffentliche Bewusstsein zurückgebracht.

Arlts Projekt "Kleine Eroberungen - Kinder im Quartier" ist Teil der Reihe "Viertelwelten" des Architekturforums OÖ. Es lässt die Kinder - viele mit Migrationshintergrund - zu Wort kommen. Sie konnten sich verkleiden und dann erzählen, wen sie darstellen: Ich bin ein Rosenmädchen, sagt Tamara. Ich habe immer das Gefühl, dass ich Ärztin werden will, so Albertina. Andere Fotografien sind teils inszeniert, teils dokumentarisch. Sie zeigen die Kinder beim Spielen mit dem, was sich auf Plätzen und zwischen Autobahnauf- und -abfahrten bietet. Es sei kein soziologisches Projekt, so Arlt, die Ausstellung sollte einfach Kinder in ihren Möglichkeits- und Fantasiewelten zeigen.

Sie zeigt aber auch eine urbane Gesellschaft von morgen, die sich mit den ihr zugedachten Räumen nicht immer abfindet, sondern auch Eroberungen vornimmt. Heute Finissage: Die Kinder helfen beim Abbau und nehmen ihre Fotografien mit nach Hause. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD/Printausgabe 21. Juni 2011)