Bild nicht mehr verfügbar.

Allgemeine Informationen: www.pvoe.at

Das Herbstprogramm von SeniorenReisen umfasst zum Beispiel: Kulturreise Mazedonien, Herbsttreffen an der Blumenriviera Italien, Baden und Aktiv in der Türkei

Hotels/Wohnungen in den Abruzzen: www.cerranotour.com

Foto: Leland Bobbé/CORBIS

Auf einer Seniorenreise macht man ganz neue Erfahrungen. Die positive zuerst: Es wird einem wirklich fast alles abgenommen, sogar das Gepäck. Freundliche Menschen des Pensionistenverbandes in SPÖ-roten Jacken sorgen dafür, dass der Koffer in der richtigen Hotellobby landet und man selbst am richtigen Gate, im richtigen Flieger, Bus, Hotel.

Die große Reisegruppe hat viele Kleingruppen und eine jede eine Gruppenleiterin oder einen Gruppenleiter. Die kommen aus der Heimatgemeinde, sind ehrenamtlich und deshalb für die Veranstalter unentbehrlich und halten die Gruppe zusammen. Sorgen mit Stamperln oder gutem Zureden dafür, dass die Moral nicht sinkt - etwa wenn sich die fidelen Burgenländerinnen den Bus mit Ottakringern teilen müssen, die sich in der Fremde für die Burgenländer "schama miassn". Im Bus immer dabei ist die zweisprachige Busbetreuerin, sie führt einen sicher durch das fremde Land. Im Hotel wartet die Hotelbetreuerin am Infostand, sie hat alle Termine im Kopf und an der Anschlagtafel - ganz wichtig, denn Pünktlichkeit ist oberstes Gebot. Und für den Notfall reisen auch Ärztinnen und Krankenschwestern mit. So umsorgt wird die nächsten sieben Tage keiner verlorengehen. "Die Sicherheit der Gruppe" sei es, die Reisende an Seniorenreisen so schätzen, erklärt Erich Köppel, Ortsobmann und Reiseleiter der Donnerskirchner, dessen Rundumbetreuung sogar das Blutdruckmessen im Hotelzimmer umfasst.

Rot-weiß-rot flattert es über dem Eingang des Hotels Abruzzo Marina in Silvi Marina. Hoteldirektor Christian Tobia und sein Team erwarten die Gäste aus Österreich. Viele Gäste. Fünf Wochen lang sind das Miramare und weitere sechs Vier-Sterne-Häuser in Silvi und Montesilvano an der abruzzesischen Adriaküste ausgebucht. Den für April und Mai ungewöhnlichen Andrang verdankt man dem österreichischen Pensionistenverband, der die Abruzzen für sein alljährliches Frühjahrstreffen auserkoren hat. "Immer auf der Suche nach Geheimtipps für unsere Senioren", so Generalsekretär Reinhard Todt. 8000 Seniorinnen und Senioren und 4,5 Millionen Euro Umsatz bringt das verbandseigene Reisebüro SeniorenReisen innerhalb von fünf Wochen in die Region.

Aktiv sein in den Abruzzen

Die Abruzzen sind für die meisten Adria-Urlauber unbekanntes Hinterland. Die Region zwischen Apennin und Adria ist vielfältig wie keine andere der Halbinsel: Die imposante Gebirgslandschaft des Gran Sasso und des Majella-Massivs geht über in dichtbewaldete Hänge, auf Hochplateaus gedeiht der Safran, im lehmigen Hügelland wachsen die Reben des Montepulciano d'Abruzzo. Die Erosion gestaltet die Landschaft durch tiefe Klüfte, die Calanchi. Die Risse vor Augen, bekommt man eine Ahnung, was erdbebengefährdet bedeutet. Von den Hügeln schaut man aus mittelalterlichen Dörfern hinaus auf die Adria. Auf 133 Küstenkilometern zwischen Porto d'Ascoli und Vasto wechseln Sandstrand, Pinienwälder und Felsen. Fast 3000 Meter hoch sind die Berge des Gran Sasso. Das Skigebiet rund um den Calderone, Europas südlichsten Gletscher, ist beliebte Winterdestination der Römer, die in einer Autostunde am Lift sind. In drei Nationalparks und 30 regionalen Naturschutzgebieten sind Wolf, Bär und Wildkatze daheim.

Als gelte es, die ganze Vielfalt der Abruzzen in nur sieben Tagen zu erfahren, wird Ausflug an Ausflug gereiht. Entsprechend früh beginnt der Urlaubstag. Man lernt, dass so ein Seniorenurlaub nichts mit Entschleunigung zu tun hat. Über Startzeiten wie 6.45, 7.00, 7.15 Uhr murrt aber keiner. "Die Senioren wollen aktiv sein, sie wollen herumfahren, alles sehen", erklärt SeniorenReisen-Manager Okan Toprakci. "Stimmt", sagt Gertrude Bendekovics, "aber früher hat man mehr Ganztagsausflüge angeboten." Wahrscheinlich müsse man sparen, vermutet die Pensionistin, sie ist eine jener Ehrenamtlichen, die schon Monate vor der Reise für das Frühjahrstreffen Werbung machen. "Denn wenn man nicht rennt und überzeugt, bringt man keine Reise zusammen", weiß Erich Köppel.

31 Busse machen sich täglich auf den Weg durch die Abruzzen. Zeitlich und örtlich gut abgestimmt, selten treffen mehr als zwei Gruppen bei einer Besichtigungstour aufeinander. "Mare e monti" stehen auf dem Programm. Mare beispielsweise bei einem Abstecher nach Vasto an die Südküste zu den traditionellen Holzstegen der Fischer, den Trabbochi. "Monti" steht für das Keramikerdorf Castelli im Gran-Sasso-Nationalpark. Weil man pünktlich zum Mittagessen im Hotel sein muss, bleibt nach dem Besuch einer Majolika-Bottega nur wenig Zeit für den Rundgang durchs spätmittelalterliche Dorf. Ähnlich in Sulmona. Von der Geburtsstadt Ovids sieht man nur die Zuckerlfabrik, und weil's regnet, eine der netten Bars. Dann geht's zurück - im Hotel wartet das Essen.

In Civitella del Tronto macht es sich wenigstens ein Teil der Gruppe gemütlich. Die gesundheitsbedingt nicht über die steile Rolltreppe hinauf zur Festung können, genießen das Panorama über dem Tronto, dem Grenzfluss zur Provinz Marken vom Dorfplatz aus. Auf der Terrasse, vor sich einen schönen Montepulciano, ist die Aussicht auf das schneebedeckte Gran-Sasso-Massiv fast so schön wie von der Festung. In Atri, der alten Phöniziersiedlung, geht sich im Café auf der Piazza sogar ein Espresso für alle aus - so schön könnte Italien sein. Müsste man nicht gleich wieder zum Bus, weil das Essen im Hotel wartet. (Jutta Berger/DER STANDARD/17.06.2011)