Die hohen Nahrungsmittelpreise, die für die nächsten Jahre zu erwarten sind, sind in dem labilen wirtschaftspolitischen Umfeld, in dem sich die Welt derzeit befindet, brandgefährlich. Überall dort, wo die größten Teile der Haushaltseinkommen für Ernährung draufgehen, führen höhere Kosten für Lebensmittel unweigerlich zu Fehlernährung und Hunger.

Nun weiß man aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass Hunger in den armen Teilen der Welt in den reichen Ländern kaum politisch relevante oder gar nachhaltige Aktionen nach sich ziehen. Die halbherzige, vor sich hin dümpelnde Entwicklungshilfe steht dafür exemplarisch.

Doch sind die jüngsten Aufstände in den arabischen Ländern nicht nur auf jahrzehntelange politische Knebelung zurückzuführen - auch die für viele bereits unbezahlbar gewordenen Lebensmittel sind Grund dafür, dass die Menschen in Ländern wie Tunesien oder Ägypten auf die Straße gehen. Nahrungsmittelkrisen können in politische Umstürze münden, wird uns derzeit vor Augen geführt.

Es muss im Interesse der reichen Länder sein, dass die Nahrungsversorgung in den armen Ländern nicht vollständig kippt. Dies ist auch mit Entwicklungshilfe zu erreichen, bei der kleinbäuerliche agrarische Strukturen gestärkt werden. Bislang orientierte sich Hilfe ja eher an den Bedürfnissen landwirtschaftlicher Großbetriebe, nicht selten am Aufbau einer exportorientierten Landwirtschaft. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.6.2011)