Auf Schloss Bruneck wird demnächst das neue Messner Mountain Museum Ripa eröffnet.

MMM Ripa auf Schloss Bruneck: Eröffnung 3. 7. 2011 Tel.: 0039/0471/63 12 64
Allgemeine Informationen: www.suedtirol.info

Foto: Alex Filz, Südtirol Marketing Gesellschaft

Blowin' in the wind hat die Besucher hergelockt. Wie ein akustischer Ariadne-Faden wies ihnen Bob Dylans Lied den Weg durch das vertrackte Labyrinth bis in diesen düsteren Turm. Nur spärlich sickert graues Licht durch ein kleines Fenster auf raue Wände, die übersät sind mit Schwarz-Weiß-Fotografien: Porträts von vielen Männern und wenigen Frauen, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind tot! Auf tragische Weise gescheitert beim Versuch, Berge zu bezwingen oder bezwungene Berge wieder zu verlassen.

Wie eine Reliquie ist denn auch in der Mitte des Raums ein Kletterstiefel von Günther Messner in einem Glaskasten aufgebahrt. 2005 gefunden von Reinhold Messner am Nanga Parbat, 35 Jahre nachdem die Brüder den Gipfel des "Schicksalsberges" erklommen hatten und Günther Messner beim Abstieg ums Leben kam. Hier in dieser Kapelle der toten Bergsteiger bekommen die nüchternen Fakten des hinlänglich bekannten Dramas eine ganz reale Gänsehaut-Komponente.

Der winzige Raum auf Burg Sigmunds-kron gehört zu jenem überaus anspruchsvollen Projekt, das Reinhold Messner selbst als seinen 15. Achttausender bezeichnet. Es heißt MMM, was für Messner Mountain Museum steht - mit insgesamt fünf Museen an fünf Standorten und fünf verschiedenen Schwerpunkten zum Thema Berg. Ein Mosaik, das laut Messner den Blick öffnen soll auf Werte, die den Gebirgen der Erde seit Anbeginn innewohnen: "Zeitlosigkeit, obwohl sie verwittern; Gefahren, die wir alle fürchten; Entschleunigung, die uns allen nottut."

Dabei macht es Reinhold Messner seinen Besuchern nicht leicht. "Ich nehme Aussagen, vor allem ganz kurze Zitate, kleine Texte und dazu Reliquien und Kunst. Und das hänge ich so zusammen, dass es Geschichten ergibt - das ist meine Methode."

Mit MMM Ripa - so heißt Bergmensch auf Tibetisch - auf Schloss Bruneck findet Reinhold Messners Großprojekt nun seinen Abschluss. Das Museum auf der alten Bischofsburg im Pustertal ist für Messner nach Bozen das zweitwichtigste im Gesamtkonzept. Sein Thema sind Leben und Alltagskultur von Bergvölkern aus aller Welt, 15 davon stellt Messner in Bruneck vor: die Tibeter etwa auf der Hochfläche im Himalaya, die Kalash im Westen von Pakistan, die Indios in Südamerika, die Tuareg in Nordafrika.

Darüber hinaus hat Messner das Projekt interaktiv angelegt; so will die Bergsteiger-Ikone zum Beispiel Gäste und Familien aus anderen Bergregionen einladen zum ausgiebigen Erfahrungsaustausch mit der bäuerlichen Bevölkerung vor Ort - "damit sie sehen, wie wir landwirtschaftlich mit unseren Bergregionen umgehen".

Weit mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis Messner seinem Gewölbe aus ambitionierten Träumen und kostspieligen Ideen vom eigenen Museum nun endlich den Schlussstein verpassen konnte.Von all seinen Abenteuern, Expeditionen und Unternehmungen sei MMM jedenfalls das mit Abstand schwierigste, langwierigste und teuerste Projekt gewesen, erzählt er. (Ekkehart Eichler/DER STANDARD/Rondo/17.06.2011)