Geht es heute um die digitale Welt, poppen in den Schlagzeilen Namen wie Apple, Google, Amazon oder Facebook auf. Doch ohne den amerikanischen Technikkoloss ist die Computergeschichte undenkbar. Dieser Tage feiert der IT-Konzern seine ersten 100 Jahre.

1911

Mitte Juni 1911 schlossen sich in New York drei Firmen zusammen, die vor allem Waagen und Stechuhren herstellten. Sie firmierten unter dem Namen Computing Tabulating Recording Company. Damit hatte sich das neue Unternehmen die Schlagworte Rechnen, Ordnen und Aufzeichnen in den Firmennamen geschrieben, die seitdem für die Tätigkeiten des Unternehmens bezeichnend sind. 1924 erhielt das Unternehmen schließlich seinen heutigen Namen: International Business Machines, kurz IBM.

Maschinen, die auf Lochkarten gespeicherte Informationen auswerten konnten, waren zunächst das Hauptgeschäft. Über Jahrzehnte war Firmenpräsident Thomas Watson senior die treibende Kraft im Unternehmen. Er prägte die Unternehmenskultur mit dem Dresscode weißes Hemd und Krawatte und das Firmenmotto "Think" (Denke nach)

Think


Watson und seine Söhne führten das Unternehmen ins Computerzeitalter. Unter ihrer Führung investierte IBM nach 1945 massiv in die Großrechnertechnik, 1956 führte IBM die Festplatte ein, 1971 die Diskette. IBM-Techniker entwickelten auch die Grundlagen für schnelle Datenübertragung, die Geldautomaten möglich machte, und in den 60er-Jahren den Bar-Code, der heute im Supermarkt auf jedem Produkt prangt.

"Big Blue"

Doch unter der Last der über die Jahre zunehmenden Bürokratie litt die Innovationskraft des Unternehmens. In den 80er-Jahren schien IBM orientierungslos. Der Preisverfall für Computerchips und eigene Fehler setzten dem Unternehmen zu. Obwohl "Big Blue" (Spitzname) den Personal Computer (PC) im Markt einführte, versäumte es, sich die Rechte am Betriebssystem (Microsoft) zu sichern, und blieb vom Chiphersteller Intel abhängig.

Schnell wurde IBM zu großen Teilen aus dem PC-Markt verdrängt. Und weil kleinere Computer immer mehr Aufgaben übernehmen konnten, für die man bis dahin Großrechner brauchte, brach IBMs wichtigstes Standbein ein. Die Rettung für das Unternehmen kam in den 90er-Jahren mit Louis Gerstner. Der neue CEO erfand das Unternehmen neu, brach alte Strukturen auf, senkte die Preise und strich Stellen zusammen. Fortan konzentrierte sich das Unternehmen auf Dienstleistungen wie Datensicherung und technische Beratung. Diese Dienstleistungen konnten auch an Firmen verkauft werden, die schon mit IBM-Computern ausgestattet waren, und auch wenig rentable Hardware konnte ein Türöffner für lukrative Geschäfte sein.

Dreimal so groß wie Google und doppelt so groß wie Apple


Mit einem jährlichen Umsatz von rund 100 Milliarden Dollar ist IBM dreimal so groß wie Google und doppelt so groß wie Apple. Mit einem Börsenwert von 200 Mrd. Dollar ist der Konzern auch mehr wert als Google.

Noch immer gibt das IT-Urgestein jährlich mehr als sechs Milliarden Dollar für Forschung aus. Zum Beispiel für "Watson" . Das Computerhirn besiegte beim US-Fernsehquiz Jeopardy die besten menschlichen Kandidaten. Nun will IBM die Technik in der medizinischen Diagnostik einsetzen. So setzt das Unternehmen, das mit der Verarbeitung von auf Millionen Lochkarten gespeicherten Informationen groß wurde, künftig auf Innovationen zur Analyse der Milliarden und Abermilliarden von Daten-Bits, die im 21. Jahrhundert anfallen. (dpa, kat)