Der Papyrus-Ausschnitt in lateinischer Sprache aus dem Jahr 401 ist Teil der einzigen erhaltenen Personalakte eines römischen Soldaten.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Wien - Dank zahlreicher archäologischer Funde und Inschriften ist das römische Heer verhältnismäßig gut dokumentiert. Eine andere, nämlich sehr persönliche Sicht des Soldatenlebens im Imperium Romanum gewährt ab Freitag eine Sonderausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB): "Die Legionäre des Kaisers" vermittelt anhand von ägyptischen Papyri einen umfassenden Einblick in den Alltag und das Leben der römischen Soldaten - aus ihrer eigenen Perspektive.

Private Briefe, Geschäftsschreiben, Urkunden der Soldaten. Sie zeigen, wie stark die Soldaten - auch aus dem Ausland - in der Gesellschaft Fuß fassten, dass Krieg und Kampf ziemlich weit unten auf der To-Do-List stand und dass der gigantische römische Beamtenapparat auch nicht viel anders funktionierte, als seine heutigen Pendants.

"Soldat zu sein war keine Pflicht, sondern ein Privileg", erklärt Papyrusmuseums-Direktor Bernhard Palme. Ein sicheres Einkommen, hohes Ansehen, keine Dünkel gegenüber Herkunft, Hautfarbe oder Sprache - und am Ende: ehrenvolle Entlassung nach 25 Dienstjahren, eine sichere Pension und die Vorzüge des römischen Bürgerrechts. Das Heer "war die klassische Schiene für sozialen Aufstieg". In Kampfhandlungen verwickelt zu werden, war in einem Reich, in dem über viele Generationen Frieden herrschte, ziemlich unwahrscheinlich, stattdessen ersetzte die Armee gleich auch weite Teile der Verwaltung sowie die Polizei.

Einziger erhaltener Personalakt

Unter den 60 Exponaten finden sich zahlreiche kostbare Funde: So handelt es sich bei dem Personalakt eines Kavalleristen um die einzige erhaltene Personalakte eines römischen Soldaten überhaupt und verdeutlicht, um was für penible Buchhalter es sich handelte. Ein Darlehensvertrag zwischen zwei Kameraden ist die älteste Urkunde mit exaktem Datum: Lucius Caecilius Secundus leiht sich dabei 600 Drachmen - und neben einer genauen Zinsberechnung verpfändet er dafür auch seine Abzeichen. Über manchen Soldaten sind in sogenannten "Archiven" gleich mehrere Schriftstücke über einen längeren Zeitraum erhalten.

Mit der Sonderausstellung gibt das Papyrusmuseum neben der Dauerausstellung mit rund 300 Objekten einen kleinen Einblick in die Reichtümer der 180.000 Objekte umfassenden Sammlung. 8.000 davon sind allerdings bereits digitalisiert. "Das hat die Arbeit der Papyrologie unglaublich verändert", so Palme. Wenn man bedenkt, dass aus völlig verstreuten Papyrus-Stücken die Dokumente erst zusammengesetzt werden müssen, eröffnen die Zugriffsmöglichkeiten über das Internet ganz neue Horizonte.

"Wir haben mit so alten Dingen zu tun und haben doch früh angefangen, die neuen Technologien zu nutzen", so Palme. Die ÖNB, die bei diesen Entwicklungen "vorne mit dabei" war, hält im Juli auch eine Summer School für Papyrologen und den Umgang mit neuen Medien ab. (red/APA)