Patrick Nagatani: "Cinema II, detail from the image: Alamogordo blues" (1986)

Foto: Westlicht / Nagatani

Wien - Unter dem Titel "Polaroid (Im)Possible" werden bis 21. August in der der Wiener Fotogalerie WestLicht knapp 350 Werke der Sammlung des Polaroid-Erfinders Edwin Land gezeigt. Dabei finden sich neben jungen Fotografen auch so arrivierte und namhafte Künstler wie Andy Warhol, David Levinthal oder Robert Rauschenberg. Die Sofortbilder-Schau zeige vor allem, "wie unterschiedlich verschiedene Künstler mit dem gleichen Material gearbeitet haben", so Kuratorin Rebekka Reuter bei der Presseführung am Donnerstag vor der abendlichen Eröffnung. Bis inklusive Sonntag,19.6., kann die Ausstellung bei freiem Eintritt besichtigen werden.

Diese Unterschiede werden sowohl motivisch wie formal herausgearbeitet. Lucien Clergue etwa lässt in einer Serie von 25 Bildern Drachen in einen strahlenden blauen Himmel steigen, Ansel Adams ist mit Selbstporträts oder einer farblich sehr eigentümlichen Aufnahme der Yosemite Falls vertreten, während Helmut Newton romantisch-erotische Fotografien beisteuert. Und Andy Warhol darf man beim Niesen und Schnäuzen zusehen. Angeordnet sind die Arbeiten entsprechend der jeweiligen Bildtypen und -größen. Denn immerhin ist Polaroid nicht auf das klassische Kleinformat reduziert, sondern wird auch ganz groß präsentiert.

In dieser Hinsicht stellt eine riesenhaft anmutende Sofortbildkamera ein Schaustück  dar, die der ehemalige Chief-Operator von Polaroid, Jan Hnizdo, beigesteuert hat. Das inklusive Gestell mannshohe Gerät, in den 1970er Jahren entwickelt, erzeugt 50 mal 60 cm große Bilder, die sich ebenso wie ihre kleineren Pendants durch die typische Form- und Farbgebung auszeichnen. Für die Entstehung unterstützte er die Fotografen, die die Kamera von Polaroid zur Verfügung gestellt bekamen, so dass er letztlich "mit der Kamera verheiratet" war, wie Hnizdo erzählte.

Ein Nutzer dieser Technik war und ist Levinthal. "Die spontanen Arbeitsmöglichkeiten eröffneten eine völlig neue Dimension der Fotografie", betonte er. Von ihm sind etwa futuristisch anmutende Weltallsequenzen zu sehen: Großformatig inszeniert er dafür kleine Spielzeugraumschiffe. "Dass viele Leute deshalb über mich denken, ich bin nie erwachsen geworden, stimmt vielleicht sogar", schmunzelte Levinthal.

Die gezeigten Werke sind ein Ausschnitt der vom WestLichtnach dem Konkurs der Firma erstandenen Polaroid-Sammlung. Insgesamt handelt es sich dabei um rund 4.400 Fotografien von 800 verschiedenen Künstlern. Diese Bildtechnik vor dem Verschwinden gerettet hat der Wiener Florian Kaps mit seinem Unternehmen Impossible, das die letzte intakte Polaroid-Filmfabrik im niederländischen Enschede übernommen und nun neue Materialen für die Kameras entwickelt. Eine Besonderheit am Sofortbild sei dessen Einzigartigkeit: "Es ist das einzige Material, das nur Originale vorbringt", so Kaps, was bedeutete, dass die Bilder von den Künstlern selbst zumindest angegriffen worden sind, wenn nicht gar "an deren Körper gewärmt". Mit dem neuen Material erzeugte Werke werden ebenfalls gezeigt.

Für WestLicht-Gründer Peter Coeln ist die Schau "eine große Geschichte", feiert das Fotomuseum dieser Tage doch gleich zwei Jubiläen. Einerseits wurde vor 20 Jahren von Coeln der erste Leica-Shop gegründet (man bewegte sich damals auf "unbeackertem Land"), andererseits gibt es das Fotomuseum seit mittlerweile zehn Jahren. "Ich glaube, wir haben es geschafft, das Bewusstsein für Fotografie in Österreich zu stärken", so Coeln. (APA)