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Pfeilgiftfrösche gehören zu den für Menschen giftigsten Tieren. Die verschiedenen Gattungen unterscheiden sich oft deutlich in der Giftstärke.

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Der "schreckliche Pfeilgiftfrosch" schaut harmloser aus, als er ist: Er besitzt auf seiner Haut genug Batrachotoxin um 10 erwachsene Menschen zu töten.

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Grüne Mamba (Dendroaspis viridis): Ihr Gift ist eines der stärksten Gifte, die bei Landschlangen vorkommen.

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Für Österreich relevant: die Kreuzotter. Ihr Gift ist zwar sehr potent, die Giftmenge aber gering.

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Der Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) ist die giftigste Spinne, die auch in Österreich vorkommt.

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Kein ungewöhnlicher Anblick: die Kreuzspinne. Ihre Kieferklauen sind, wie bei die meisten andere Spinnen auch, zu schwach um die menschliche Haut zu durchdringen.

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Der Urlaub naht und viele Österreicher flüchten sich in südlichere Gefilde. Ob Plantschen im Wasser oder Wandern im Dschungel, alleine ist man nie. Quallen, Seeigel, Spinnen und Schlagen sind oft gefürchtete Gäste im kristallklaren Wasser und der ersehnten unberührten Natur. Nach den unsichtbaren Wassergefahren (siehe Artikel) widmen wir uns folgend den giftigen Tieren an Land.

Während Europa vor tödlich giftigen Tieren sicher ist, finden sich in tropischeren Regionen verschiedene Tiere, deren Gift zum Tod führen kann. "Schlangen, Spinnen, Skorpione oder Frösche können einen für Menschen tödlichen Giftcocktail in sich tragen. Aber auch andere Amphibien oder Insekten - wenn auch nicht tödlich - sind nicht zu unterschätzen, da sie allergische Reaktionen auslösen können", erklärt Helmut Kubista vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien. Das Gift dieser Tiere wird generell zur Verteidigung oder für die Jagd eigesetzt, fühlen sich Tiere durch Menschen bedroht, können auch diese Opfer von Giftbissen werden.

Giftstärke, Giftmenge und Aggressivität des Tieres

Die Gefährlichkeit für den Menschen kommt aber nicht nur durch die Giftstärke zustande. Daneben sind vor allem die Giftmenge und die Aggressivität des Tieres ausschlaggebend, sowie auch dessen Verbreitung. Schlangen sind unter Rücksichtnahme dieser Kriterien für den Menschen am gefährlichsten. "Der Giftstoff einer Kreuzotter, die auch bei uns heimisch ist, kommt in seiner Potenz dem einer Klapperschlange nahe", so Kubista. Für einen tödlichen Biss fehle es aber an Giftmenge. "Die Kreuzotter injiziert bei einem Biss rund 10 Milligramm Gift, tödlich wäre eine Menge ab 75 Milligramm", erklärt der Pharmakologe.

Vorsichtigen Schätzungen zufolge vergiften sich rund 420.000 Menschen durch Schlangenbisse pro Jahr, 20.000 von ihnen sterben daran - die Dunkelziffer könnte aber ein Vielfaches davon sein, da aus vielen Ländern keine Daten zur Verfügung stehen. In Süd- und Südostasien sowie in Afrika südlich der Sahara passieren die meisten Unfälle, die auf Tiergifte zurückzuführen sind. Indien ist den Angaben zufolge das Land mit den meisten Schlangenbissen. Der Großteil der Opfer sind Menschen, die in den Gebieten leben und arbeiten. "In ganz Australien gibt es rund drei Tote durch Schlangenbisse pro Jahr, in Sri Lanka sind es 500 bis 1.000", so Kubista.

Schlangen in Europa

Tödliche Vergiftungen durch Tiere sind in Europa eine Rarität - für den Menschen giftige Tiere gibt es dennoch. Im Europäischen Raum stellen Sandviper, Aspisviper und Kreuzotter und eine potenzielle Gefahr dar. Nach einem Biss sollte die Wunde auf jeden Fall ärztlich versorgt werden. Was Spinnen betrifft, ist Europa ebenfalls vor für Menschen tödlichen Giften sicher. Nach einem Biss des Dornfingers, der eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet ist, aber auch hin und wieder in Österreich für Aufregung sorgt, sollte ein Arzt konsultiert werden. "Ein Biss der heimischen Kreuzspinne wäre ebenfalls giftig, aber ihre Kieferklauen sind zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen", so Kubista. Wenn sie eine Person am Ohrläppchen erwische oder ein Kleinkind beiße, sei die Giftstärke aber jener eines Dornfingers ähnlich. Die giftigste Spinne in Europa ist übrigens die Mediterrane Schwarze Witwe, auch Malmignatte genannt. So bedrohlich ihr Name auch klingen mag, ist diese Spinne weder angriffslustig noch ihr Biss tödlich.

Unterschiedliche Gift-Wirkungsweisen

Gift ist nicht gleich Gift. Schlangengifte bestehen großteils aus Proteinen - je nach ihrer genauen chemischen Zusammensetzung wirken sie unterschiedlich auf den Körper. Giftnattern produzieren überwiegend Neurotoxine, die Muskel und Nerven lähmen und bis hin zum Atemstillstand führen können. Vipern hingegen injizieren ihren Feinden ein Gift, das Blut und Blutgefäße beeinflusst und zur Gewebszersetzung führt. Betroffene überleben die Bisse von Vipern zwar meistens, eine Amputation von Gliedmaßen lässt sich aber häufig nicht vermeiden. "Bei einem Toten, der durch Natterngift starb, erkennt man nicht sofort, dass ein Schlangenbiss die Todesursache war. Bei einem Vipernbiss sieht man dies aufgrund der Gewebsschäden sofort", erklärt Kubista.

Neben den Proteinen sind es vor allem Alkaloide, die giftig wirken. Sie kommen bei einigen Giftfröschen vor - etwa beim Pfeilgiftfrosch in Südamerika. Die ursprünglich von den Pflanzen stammenden Alkaloide gelangen über die Nahrungskette in die Haut der Frösche, die sie als Toxine zur Verteidigung abgeben. In Terrarien werden Pfeilgiftfrösche mit der Zeit ungiftig, da ihnen die Nahrungsquelle zur Bildung des Giftes fehlt. Selbiges gilt für Kugelfische: Wenn man diese lange Zeit in Aquarien hält, verlieren sie die giftigen Stoffe.

Das Palytoxin, das in manchen Krustenanemonen vorkommt, ist übrigens der giftigste Giftstoff eines Tieres. Bei Landtieren heißt das potenteste Gift Batrachotoxin, das der Schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis) produziert.

Manipulationen an der Bissstelle unterlassen

Die Symptome nach einem Schlangen- oder Spinnenbiss können nicht verallgemeinert werden, da sie sehr stark vom jeweiligen Gift abhängen. Oft kommt es nach einem Biss zu Rötungen, Schwellungen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schmerzen nahe der Wunde. Herzrhythmusstörungen können vor allem bei einer Vergiftung durch Schlangen ebenso auftreten wie Gewebeschäden oder Lähmungserscheinungen. Ein Anti-Serum wird von einem Arzt in der Regel nach einem Biss einer tropischen Schlange oder Spinne gegeben.

Von Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Ausschneiden, Abbinden oder Aussaugen nach einem Spinnen- oder Schlangenbiss raten Experten ab, da die gut gemeinte Hilfe oft in das Gegenteil umschlägt. Durch Ausschneiden drohen Infektionen, durch Abbinden Amputationen. "Vor allem bei Vipernbissen sollte keinesfalls abgebunden werden. Das Gift konzentriert sich dann im abgebundenen Körperteil und das Gewebe wird folglich noch stärker geschädigt", so Kubista. Nach Bissen von Giftnattern ist hingegen ein Anlegen eines Druckverbandes oberhalb des Bisses empfehlenswert, da sich das Nervengift, das zwar zu Lähmungen führt nicht aber zu Gewebeschäden, möglichst nicht bis zur Atmungssystem ausbreiten soll. Was auf jeden Fall gemacht werden sollte: die betroffene Extremität ruhig halten, um eine Ausbreitung des Giftes im Körper zu verlangsamen und die gebissene Person so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung bringen. Dabei sollte sich der Patient so wenig wie möglich bewegen. Der Arzt entscheidet je nach Tiergift und Patientensituation, ob die Gabe eines Antiserums notwendig ist.

Tipps zur Vermeidung von Zwischenfällen

Menschliches Fehlverhalten ist immer noch die häufigste Ursache für Giftbisse. Um als Urlauber Zwischenfälle mit giftigen Tieren zu vermeiden, sollten einige Verhaltensregeln eingehalten werden. Generell sollte nicht auf dem Boden geschlafen und wenn möglich ein Moskitonetz verwendet werden. Das Ausschütteln von Schuhen und Kleidung vor dem Anziehen ist in Gegenden mit giftigen Spinnen und Skorpionen ebenfalls empfehlenswert. Auch das Tragen festen Schuhwerks bei Wanderungen sollte Pflicht sein, nach Möglichkeit auch lange Hosen. "Schlangen sind taub, aber sie reagieren auf Bodenerschütterungen. Ein fester Auftritt in schwer übersehbarem Gelände schadet daher nicht", so Kubista. Um Schlangen und Spinnen besser einen Bogen machen, denn zu viel Neugierde kann fatale Folgen haben. (urs, derStandard.at, 13.07.2011)