Jetzt im Kino

Foto: Paramount

Wien - Ein roter Farbkreis mit krakeligen Strahlen macht aus einem Kung Fu Panda ein Häufchen Elend. Der Anblick des mysteriösen Symbols ruft unvermittelt Erinnerungsfetzen und nächtliche Albträume hervor. Der flauschige Kampfbär namens Po, der mit seinem ersten Leinwandauftritt vor drei Jahren auf Anhieb zum Publikumsliebling avancierte, wird im zweiten Kinoabenteuer mit seiner frühesten Vergangenheit konfrontiert. Was das Publikum schon längst vermuten konnte, wird bald Gewissheit: Der suppenkochende Gänserich, der Po wie sein eigen Fleisch und Blut großgefüttert hat, ist nicht dessen leiblicher Vater.

Rätselhafter Stammbaum

Dieses Trauma kommt dem Bären im Kampf gegen seinen aktuellen Gegner, einen maliziösen Pfau mit messerscharfen Federn und Weltunterwerfungsambitionen, in die Quere. Zugleich rückt die Lösung des Herkunftsrätsels in diesen Konfrontationen näher. Abgesehen von den kunstvoll reduzierten klassischen Zeichentricksequenzen, die für die Traumwelt stehen, wirkt die Umsetzung dieser Erzählung jedoch relativ ideenlos:

In erster Linie ist Kung Fu Panda 2 (Regie: Jennifer Yuh) als Abfolge von Kampfspektakeln angelegt. Die "innere Ruhe", die dem Bären so schmerzlich fehlt, wird auch dem Publikum beim Zusehen ausgetrieben. Überraschend ist etwa das Tarnmanöver unterm papierenen Drachen - der Gegner vorne verschlingt und hinten wieder ausstößt. Für den angemessenen Niedlichkeitsfaktor sorgen nicht nur das verfressene Pandafindelbaby in der Radieschenkiste, sondern auch eine einschlägige Menagerie, die den Weg des Pandas verlässlich säumt und bei Bedarf das Bild belebt (Häschen und Schäfchen in vielen Farben).

Diesmal kommt der Panda außerdem nicht ohne 3-D-Effekt aus. Dem Brillenbären auf der Leinwand sitzt ein ebensolches Publikum gegenüber. Zumindest in den USA machen sich diesbezüglich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar: Nach einem Rückgang des 3-D-Zuschaueranteils bei Pirates of The Caribbean hat sich laut US-Presse auch bei Kung Fu Panda 2 eine Mehrheit des Publikums bisher für die 2-D-Version entschieden. Und daran hat diese gut getan: Der Film (kolportiertes Budget: 150 Millionen US-Dollar) strengt sich bei der Bespielung des Raumes nämlich relativ wenig an.

Die Hauptattraktion ist ohnehin das kugelige Pelztier. Abendfüllend ist das diesmal aber leider nicht. Zumal dem gemütlichen Panda inzwischen mit Toy Story 3 und in Gestalt eines hinterhältigen Plüschtiers mit Fruchtaroma ernstzunehmende Konkurrenz unter den Animationsbären erwachsen ist.  (Isabella Reicher / DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2011)