Wenn den Drehbuchautoren des "Tatort" die Ideen ausgehen, wird's persönlich. Dann gilt es nicht einfach einen Mord aufzuklären, dann verstrickt die Handlung die Ermittler, verflicht deren Biografie mit dem Fall. Siehe etwa Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm, deren gesammelte Verbrecherkartei aus dem persönlichen Umfeld zu stammen scheint.

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Am Montag sickerte nun in Leipzig ein Verbrechen in die persönliche Geschichte von Simone Thomalla als Kommissarin Eva Saalfeld. Im Glauben, jemand anderen zu verhaften, stand sie plötzlich ihrem seit über zwei Jahrzehnten totgeglaubten Vater gegenüber. Ein Tunichtgut, der seine Familie im Stich gelassen hat, ein ehemaliger Stasi-Typ, ein Verbrecher von DDR-Gnaden.

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Da kullerten dicke Tränen über das von Botox stillgelegte Gesicht der Schauspielerin. Sie ließ sich vom bösen Papi die Waffe abnehmen wie eine Babyrassel - es folgten eine Familienaufstellung und schlechte Darstellungskunst.

Denn es zeigte sich drastisch, dass Tränen nur mit der dazugehörenden Mimik glaubwürdig sind. Thomallas Augenwasser hingegen ging emotional so nahe wie Wassertropfen auf einer Bowlingkugel. Der Rest prallte an ihren Lippen ab, deren Form an Daisy Ducks Schnabel erinnern.

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Ja, wer hätte das gedacht: Ein teuer entstelltes Gesicht macht eine holprige Geschichte auch nicht besser. Thomallas Physiognomie erinnert an ein Interview mit der US-Schauspielerin Julianne Moore. Zum Thema plastische Chirurgie sagte sie, sie kenne niemanden, der nachher besser ausgesehen habe als vorher.

Nicht nur schön, sondern auch gescheit, die Frau. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 15.6.2011)

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