Belgrad - Serbien möchte durch eine aktivere Teilnahme an den Friedensmissionen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union einen "vollen Beitrag zum Weltfrieden" leisten. Das erklärte der serbische Verteidigungsminister Dragan Sutanovac am Dienstag bei der Eröffnung eines vom NATO-Transformationskommando (Allied Command Transformation/ACT) erstmals in Belgrad organisierten strategischen Treffens.

"Dadurch werden wir unsere Ausrichtung auf die EU-Perspektive Serbiens und die universellen Werte bestätigen", unterstrich Sutanovac. Die serbischen Behörden hatten kürzlich zwei Abkommen mit Brüssel abgeschlossen, die dem Land die Teilnahme an EU-Missionen ermöglichen.

Die Zusammenarbeit und die partnerschaftlichen Beziehungen mit der NATO-Allianz seien in den vergangenen Jahren "bedeutend" gefördert worden. "Uns sind die Gefühle aus der Vergangenheit bewusst, wir widmen uns jedoch voll der Zukunft", hob der Minister in Anspielung auf die NATO-Luftangriffe gegen die einstige Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) im Jahr 1999 hervor. Die Allianz hatte damals mit dem Bombardement dem Kosovo-Krieg ein Ende gesetzt.

Zu den Protesten einiger serbischer Oppositionsparteien gegen das NATO-Treffen in Belgrad sagte Sutanovac Medien gegenüber, dass den Behörden auch die Emotionen voll bewusst seien, die die NATO-Allianz bei den Bürgern Serbiens auslöse. Man habe aber die Verantwortung für die Organisation des Treffens übernommen, da man tief davon überzeugt seien, dass dies im allgemeinen Interesse sei.

"Europäische Union ein wesentlicher Faktor für Verteidigung und Sicherheit"

Die Europäische Union sei ein wesentlicher Faktor für Verteidigung und Sicherheit, meinte der ACT-Befehlshaber Stephane Abriel. Die Tatsache, dass das strategische NATO-Treffen zum ersten Mal in Serbien stattfindet, bezeichnete er als ein "klares Zeichen" für die Zukunft der Region. Die NATO-Allianz sei für die Zusammenarbeit offen, unterstrich Abriel. Sie wünsche sich jenes Niveau von Beziehungen, das Serbien anstrebe, sagte der ACT-Befehlshaber.

An dem Treffen nehmen 160 Vertreter aus 56 Staaten teil, darunter 28 NATO-Mitglieder. Hauptthema ist die Transformationsstrategie. Von Militärexperten werden im Rahmen von Arbeitsgruppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch diverse Fachthemen wie neue Wege zur Kapazitätenentwicklung, Ausbildung, Partnerschaft und Hilfe besprochen werden.

Das NATO-Transformationskommando hatte auf Basis der Beschlüsse vom NATO-Gipfel in Riga im November 2006 bisher in der mazedonischen Hauptstadt Skopje (2006), der norwegischen Stadt Tromsö ein Jahr später und danach in der albanischen Hauptstadt Tirana ähnliche Treffen veranstaltet. Im Vorjahr fand die Konferenz in Helsinki statt. Nächster Gastgeber soll Kroatien sein.

Nationalistische serbische Oppositionsparteien haben in den vergangenen Tagen in Belgrad mehrere Protestkundgebungen gegen das NATO-Treffen abgehalten. Serbien hatte sich durch eine Parlamentsentscheidung im Jahr 2007 zur militärischen Neutralität verpflichtet. Zuvor war Belgrad allerdings in die NATO-Partnerschaft für den Frieden (PfP) aufgenommen worden. Ein eventueller NATO-Beitritt wird laut Meinungsumfragen gegenwärtig nur von 15 Prozent der Bürger Serbiens unterstützt, zwei Drittel sind dagegen. (APA)