Split/Belgrad - Die erste Homosexuellen-Parade in der kroatischen Adriastadt Split ist am Samstag nach Krawallen abgebrochen worden. Schätzungsweise 10.000 Menschen griffen die rund 300 Teilnehmer des ersten öffentlichen Schwulenumzuges in der größten Hafenstadt des Landes mit Steinen, Feuerwerkskörpern, Eiern, Gläsern und Flaschen an.

«Bringt die Homos um!», rief die aufgebrachte Menge immer wieder. Die Polizei hielt die Angreifer mit Absperrgittern und Tränengas auf Distanz. Rund 300 von ihnen seien festgenommen worden, teilten die Behörden mit. Fünf Personen seien mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. Nachdem die Homosexuellen wegen der Gewalt ihren Auftritt an der Promenade abgebrochen hatten, wurden sie von der Polizei in aller Eile in Sicherheit gebracht. «Chaos in Split» titelte die Internetseite der Zagreber Zeitung «Jutarnji list».

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Ausschreitungen bei der ersten Gay Pride in der kroatischen Hafenstadt Split scharf verurteilt. „Es ist eine Schande, dass die Polizei dabei versagt hat, die Teilnehmer des Marsches ausreichend zu schützen“, sagte Nicola Duckworth, Sprecherin fuer Europa und Zentralasien. Sie forderte die Behörden auf, sofort Untersuchungen einzuleiten, was passiert sei und klarzumachen, dass Gewalt nicht toleriert werde. Die Politik rief sie auf eindeutig klarzustellen, dass jeder das Recht habe, friedlich zu demonstireren und seine Identität auszudrücken.

Am Samstag war es während einer Parade zu schweren Ausschreitungen und Übergriffen auf die etwa 300 Teilnehmer gekommen. Die Veranstaltung musste abgebrochen werden. Wie die Polizei in einer eilends einberufenen Pressekonferenz mitteilte, wurden 134 Personen verhaftet. Fünf Personen wurden verletzt. Auch drei Journalisten erlitten leichtere Verletzungen, als die aufgebrachte Menge begann, Steine, Aschenbecher, Flaschen und andere Geschosse auf die Teilnehmer der friedlichen Parade zu werfen.

400 Polizisten

Die Parade wurde von 400 Polizisten begleitet, mehrere Dutzend waren der Kolonne mit Schildern vorangegangen. Zu einem Zeitpunkt hatten sich 10.000 Gegner versammelt, teilten die Behörden mit. Die Polizei musste die Parade evakuieren. Am Tag davor hatte die Polizei mitgeteilt, ihren Einsatz wegen des hohen Risikos drei Monate lang vorbereitet zu haben.

Die Organisatoren der Zagreb Pride gratulierten den Teilnehmern in Split zu ihrem Mut. „Dass Würde unverkäuflich ist, habt ihr Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender- und Queer-Personen aus Split bewiesen, die ihr erhobenen Hauptes durch die Strassen eurer Stadt marschiert seid“, so die Organisatoren in einer Stellungnahme. Die Zagreb Pride soll am 18. Juni abgehalten werden. (APA)