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Ein Demonstrant hält nach dem Freitagsgebet in Damaskus ein Anti-Al-Assad-Plakat in die Kamera.

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Auch vor der syrischen Botschaft in Ankara finden Proteste gegen Bashar Al-Assad statt.

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Protestmarsch nach dem Freitagsgebet. Laut CNN geht das syrische Militär aus Hubschraubern gegen die Demonstranten vor.

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Washington/New York - Die syrische Armee schießt offenbar auch aus Hubschraubern auf Regimegegner. Wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf Zeugen berichtete, war das Ziel in einer nordsyrischen Stadt eine Menge von Demonstranten nach dem Freitagsgebet. Laut Menschenrechtsaktivisten wurden am Freitag bei den Protesten in Syrien mindestens 22 Menschen getötet, CNN spricht von 15 Opfern.

Mehrere Demonstranten hätten - ihre eigenen Waffen in der Hand - Sicherheitskräfte festgesetzt, als diese keine Munition mehr gehabt hätten, hieß es in dem CNN-Bericht weiter. Syrische Panzer riegelten die Zufahrten zur Stadt Jisr al-Shughour im Norden des Landes ab. Aktivisten erwarteten einen massiven Angriff auf die Stadt an der türkischen Grenze, aus der die meisten Einwohner inzwischen geflohen sind.

Der türkische Regierungschef Erdogan warf seinem Nachbarland in ungewohnt scharfer Form „Gräueltaten" an Zivilisten vor. Erdogan sagte wenige Tage nach einem Gespräch mit Assad, die Führung in Damaskus unterschätze die Lage. Die Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei erhöhte sich indes auf mehr als 4.300. Sie fanden nach Behördenangaben Zuflucht in drei Zeltstädten in der Provinz Hatay.

Verurteilung der Gewalt

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Einsatz militärischer Gewalt gegen Zivilisten als „nicht akzeptierbar". In einer Mitteilung der Vereinten Nationen vom Freitag in New York hieß es weiter, Ban sei tief besorgt über die Gewalt in Syrien. Er rief das Regime von Präsident Assad zu wirklichen Reformen auf. Assad weigert sich nach Angaben der Vereinten Nationen mittlerweile, Telefonate mit Ban zu führen.

Unter dem Eindruck der immer brutaleren Gewalt gegen die syrische Zivilbevölkerung wollen die USA eine Resolution gegen das Regime im UNO-Sicherheitsrat unterstützen. In dem von Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Portugal vorgelegten Resolutionsentwurf soll die Assad-Regierung für systematische Menschenrechtsverletzungen bei ihrem Vorgehen gegen Regimekritiker verurteilt werden. Gegen eine UNO-Resolution kommt bisher vor allem Widerstand aus den Vetomächten Russland und China.

Auch der türkische Präsident Abdullah Gül warnte Damaskus vor der weiteren Anwendung von Gewalt. Die Türkei betrachte die Syrer als Nachbarn und Brüder, mit denen es auch familiäre Verbindungen gebe, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Gül am Freitag in Istanbul.

Warnung aus Syrien

Syrien konterte, indem es die Vereinten Nationen vor einer Einmischung in die inneren Angelegenheit des Landes warnte. Die Annahme einer kritischen Resolution durch den UNO-Sicherheitsrat würde die Situation im Land nur verschärfen, weil dann "Extremisten und Terroristen" ermuntert würden, Syrien weiter zu destabilisieren, schrieb der syrische Außenminister Walid al-Moualem (Muallem) in einem Reuters am Freitag vorliegenden Brief an UNO-Generalsekretär Ban. "Es ist wichtig, dass sich der Sicherheitsrat nicht in die inneren Angelegenheiten von Syrien einmischt, einem Gründungsmitglied der Vereinten Nationen."

Der Außenminister zeigte in dem Brief kein Zeichen der Reue über die Niederschlagung der seit Monaten stattfindenden Proteste gegen Präsident Assad und sein Regime, bei denen nach Angaben von Menschenrechtsgruppen seit März 1.100 Menschen getötet wurden. Stattdessen sprach er von "mörderischen und zerstörerischen Banden", die das Land ins Chaos stürzen wollten.

Tausende Syrer flüchten vor der Gewalt in die Türkei

Immer mehr Syrer retten sich vor der Gewalt in ihrem Heimatland in die benachbarte Türkei. Ein hochrangiger Vertreter der türkischen Regierung sagte am Samstag, 4300 Syrer hätten mittlerweile die Grenze überquert. Die Türkei bereite sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor. Tausende Menschen versammelten sich einem Helfer zufolge schon auf syrischer Seite der Grenze, um ebenfalls Schutz vor den Truppen Präsident Baschar al-Assads zu suchen. Inzwischen geht das syrische Militär Menschenrechtlern zufolge auch aus der Luft gegen die seit Monaten demonstrierenden Regierungsgegner vor. In der nordwestlichen Stadt Maarat al-Numaan feuerte die Armee demnach aus Kampfhubschraubern auf Zehntausende Demonstranten.

Die Türkei hat im Grenzgebiet ein Flüchtlingslager in einer großen Halle sowie auf dem Gelände einer stillgelegten Tabakfabrik eingerichtet. Am Samstag wurde ein drittes Auffanglager mit Feldbetten ausgerüstet. Die Zeitung "Radikal" berichtete, sollte die Zahl der syrischen Flüchtlinge 10.000 überschreiten, werde die Türkei eine Pufferzone einrichten.

"Der Grenzbereich ist praktisch schon zu einer Pufferzone geworden", sagte Abu Fadi, ein Helfer auf syrischer Seite. "Hier sind 7000 bis 10.000 Menschen." Familien suchten nahe der Grenze unter Bäumen Schutz.

Viele Flüchtlinge kommen aus der Grenzstadt Dschisr al-Schughur, wo die syrische Armee am Freitag eine Offensive startete. Bei dem Volksaufstand in Syrien sind Menschenrechtsgruppen zufolge bereits 1100 syrische Zivilisten getötet worden. Der syrischen Opposition zufolge starben allein am Freitag 36 Demonstranten. (APA)