Die Bregenzer Kulturmeile am Kornmarkt wird grün. Autos machen Bäumen Platz, so wollen es die Bürger.

Foto: Stadt Bregenz

Bregenz - Bregenz ist nicht Siena und auch nicht Salamanca. Und deshalb habe sie ihre Vorstellungen von einem Stadtplatz aufgeben müssen, sagte die Pensionistin Elfriede Baudny bei der Präsentation der Pläne zur Neugestaltung des Kornmarkts am Donnerstagabend und es klang sehr fröhlich. Ein gemütliches Wohnzimmer sei ihr auch recht, nur nicht zu sehr voll räumen sollte man es, riet sie den Planern. Die 90-Jährige war eine von 200 Bürgern, die am Entscheidungsprozess zur Umgestaltung teilnahmen und Abstriche von eigenen Vorstellungen zugunsten einer gemeinsamen Lösung machten.

Der zentrale Platz zwischen Landesmuseum und Kunsthaus, bisher innerstädtischer Parkplatz, wird nun - und das war in allen Workshops Grundkonsens - autofrei. Bewegen sollen sich künftig auf dem Markt- und Flanierplatz nur Fußgänger und Radfahrer. Eventuell auch der Stadtbus, aber das ist noch nicht ausdiskutiert.

Bei der Gestaltung haben die Architekten Carlo Baumschlager, Gerhard Hörburger und Helmut Kuess offensichtlich den Landschaftsplanern von Vogt/Zürich den Vortritt gelassen. Die attestierten den drei alten Platanen vor dem Museum "hohen Wiedererkennungswert" und machen die Bäume nun zum zentralen Gestaltungselement des Platzes. Weitere Bäume (etwa 35) werden die Platanen ergänzen und zusammen mit Sitzelementen grüne Inseln bilden.

Widerspruch gegen das neue Stadtwäldchen gab es bei der Präsentation nicht, die zusätzlichen Wünsche wie öffentliche Toiletten und Sitzgelegenheiten wurden von der Politik wohlwollend aufgenommen. Die Frage eines Jugendlichen, ob junge Menschen auch auf dem neuen Platz "ständig von der Security belästigt werden" ließ Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) unbeantwortet. Mehr beschäftigte ihn die Frage nach der Finanzierung. Die vom Land zusagten Million reiche nicht für die ganze Projekt, eventuell müsse man die Umsetzung auf zwei Etappen angehen, sagte Linhart.

Der Platz soll zur Museumseröffnung im Frühling 2013 fertig sein. Bis dahin sollten die Politiker die "Kultur des Gesprächs nicht abreißen lassen", plädierte Prozessbegleiter Wolfgang Pfefferkorn für Transparenz und Dialog. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12. Juni 2011)