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Bei Uno-Klimakonferenzen gilt für die CO2-Diskussion: Das größte Bremser-Argument gibt bei den Verhandlungen den Ton an.

Foto: REUTERS/Alessandro Garofalo

Nächstes Jahr ist es auch schon wieder 20 Jahre her, dass bei der Klimakonferenz in Rio der Klimawandel erstmals in einem internationalen Vertrag als ernstes Problem festgehalten wurde. Ja, die Teilnehmerstaaten hatten sich schon damals zum Gegensteuern verpflichtet. 1997 dann die berühmte Kyoto-Konferenz und in der Folge der internationale Zertifikatshandel zur Verringerung der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. 

Und was ist das Ergebnis? Jetzt wurde der neue BP-Energiebericht präsentiert: 2010 ist der Treibhausgas-Ausstoß in die Höhe geschnellt, wie schon lange nicht mehr. Der Anstieg bei den CO2-Emissionen? Weltweit plus 5,8 Prozent auf 33,16 Milliarden Tonnen. Ein Zuwachs, wie es ihn seit 1969 nicht mehr gegeben hat. Allen voran bereits zum dritten Mal China - plus 10,4 Prozent. Die USA? Plus 4,1 Prozent. Aber da braucht niemand von uns den Zeigefinger heben: Die EU-Staaten haben ihren CO2-Ausstoß um 7,6 Prozent gesteigert.

Die Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) für 2010 sieht ein klein wenig anders aus - das Ergebnis ist aber in etwa das gleiche: Demnach wurden im Vorjahr 30,6 Milliarden Tonnen CO2 rausgeblasen - bei den IEA-Daten wäre das ein Zuwachs von 5,9 Prozent.

Größter Bremser gibt den Ton an

Wer hofft da noch auf eine große Trendwende durch internationale Konferenzen? Jahrelange Verhandlungen, mühsame Kompromisse oder ein Scheitern wie in Kopenhagen - und das Ergebnis ist: Vollgas? Hermann Scheer hat in seinem letzten Buch "Der energethische Imperativ" sehr anschaulich und nachvollziehbar dargelegt, dass bei den Uno-Konferenzen stets nur der kleinste gemeinsame Nenner das Ergebnis sein kann - und also der größte Bremser den Ton angibt.

Dabei weiß man auf der anderen Seite: Die Zeit des "Easy Oil" ist längst vorbei. Öl gibt es mehr als genug - aber die Produktion wird immer schwieriger und teurer. Die Energiepreise werden in den nächsten Jahren weiter steigen - und somit die Erneuerbaren im Vergleich immer rentabler werden. Jetzt dazu der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und in der Schweiz. Kurz: Dass es zu einer Energiewende kommen wird, ist keine Frage mehr - sondern nur noch: Wann? 

Warten auf den Gleichklang?

Wozu also noch warten auf internationale Abkommen und weltweiten "Gleichklang" der Maßnahmen? Wer früher umsteigt, hat die Nase vorn. Wer mehr in Erneuerbares investiert, vermindert gleichzeitig Kaufkraftverluste durch Energieimporte und Zertifikatshandel, schafft neue Jobs in der Ökoenergie-Branche und, und, und.

In Österreich wird indes gemütlich an einem neuen Ökostromgesetz herumgenudelt. Bis jetzt sind die Aussichten, dass damit eine große Trendwende eingeläutet werden kann, alles andere als rosig. Ein interessanter Vergleich von Global 2000 zur Entwicklung der Energiesektoren in Österreich: Im Jahr 2009 lag der Anteil der erneuerbaren Energien am heimischen Bruttostromverbrauch bei 64,5 Prozent (Großwasserkraft inklusive). Klingt eh super? Im Jahr 2000 lag der Anteil der Erneuerbaren noch bei 72 Prozent. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 10.6.2011)