Nach dem großen Selbstverwirklichungsparadies klingen die Ergebnisse nicht, eher nach der tristen Monotonie eines Hamsterrades. In einer Umfrage über Wunsch und Wirklichkeit in ihren Karrieren ließen die Österreicher ihrem Frust freien Lauf: Nur 18 Prozent erkennen berufliche Aufstiegschancen, lediglich sieben Prozent sehen sich in einer Tätigkeit von hohem Ansehen.

Man sollte derartige Klagen nicht einfach als oberflächliche Nörglerei abtun. Zwar jammert jeder gern einmal über ungerechte Chefs, hinterfotzige Kollegen und den stereotypen Büroalltag. Doch es gibt auch "harte Fakten", die belegen, dass die Menschen den Arbeitsalltag zunehmend als Belastung wahrnehmen. Psychische Leiden greifen massiv um sich, Burnout nimmt epidemische Ausmaße an: In 20 Jahren haben sich die Krankenstände wegen derartiger Leiden in etwa verdoppelt.

Die Ignoranz dieser Phänomene kann den Staat viel Geld kosten - etwa weil ausgepowerte Werktätige am Ende in der Invaliditätspension landen. Die Grenze zwischen Nicht-mehr-Können und Nicht-mehr-Wollen ist fließend.

Mit einer Woche mehr Urlaub, wie das die Gewerkschaft fordert, ist es da nicht getan. Arbeitnehmer brauchen die Chance, um aus Routine und Perspektivenlosigkeit auszubrechen - etwa durch Bildungsprogramme, dank derer Ausgebrannte einen Neuanfang versuchen können, ehe sie der ewig gleiche alte Job ausgezehrt hat. (Gerald John/DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2011)