Der Preis für ein erlesenes Abendessen kann sehr hoch sein. Mehrere Gänge, dazu der passende Wein - da kommt schnell ein hübsches Sümmchen zusammen.
Einen sehr hohen Preis für ein sehr edles Abendessen könnte demnächst die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bezahlen. US-Präsident Barack Obama hat ihr eben die US-Freiheitsmedaille verliehen und ein Bankett im Weißen Haus spendiert. Diese Ehre wird nicht jedem zuteil.
Doch nicht einmal "Chancellor Merkel" bekommt so etwas umsonst. Gleich vor Ort machte Obama deutlich, dass er auch von den Deutschen Einsatz in Libyen erwartet. Bei so viel sanftem Druck konnte Merkel nur die Faust im schwarzen Abendkleid ballen und freundlich nicken.
Immerhin: Obama will die Hilfe nicht gleich. Damit brächte er Deutschland in enorme Bredouille. Schließlich hat sich Berlin bei der entscheidenden Abstimmung des UN-Sicherheitsrates im März der Stimme enthalten. Dass Deutschland nicht an der Seite seiner Verbündeten stand, hat national und international viel Kritik ausgelöst.
Nun macht der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) einen kleinen Schwenk und will doch eine Entsendung von Soldaten nach Libyen prüfen - nicht für den aktuellen Nato-Einsatz, aber für die "Zeit nach Gaddafi". Wann das ist, kann heute natürlich niemand sagen. Aber Berlin kann sicher sein - Obama wird genau schauen, ob die Deutschen dann auch wirklich Farbe bekennen. (Birgit Baumann, STANDARD-Printausgabe, 10.6.2011)