Drei Alfa Romeo 8C Spider warten noch am Balocco. Es sind die letzten der 500 gebauten Wagen, von denen die meisten wohl bei Sammlern in der Scheune endeten

Foto: Rudolf Skarics

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Alfa Romeo

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Grafik: der Standard

Die Carbon-Schaltpanels, die links und rechts an der Lenksäule angebracht sind, kann man getrost als Abzüge bezeichnen. Mit Schüssen quittiert der Alfa Romeo 8C Spider jeden Schaltvorgang. Dazwischen brüllt er lautstark seine Leistung in die Colli Orientali des Friaul. Vor allem im Sport- Modus ist der ambitioniert bewegte 8C Spider sehr weit zu hören.

In jenem Moment, in dem man den Startknopf drückt, sind alle guten Vorsätze vergessen. Halbwegs vernünftig fahren kann man dieses Auto nicht. In 4,4 Sekunden sprintet er auf 100 km/h - und diese Gewalt will man permanent spüren. 4,4 Sekunden. Das heißt, einmal den Abzug ziehen, einmal ordentlich schießen.

Diese Beschleunigung hat einen enormen Nachteil: Durch den Lärm wissen Passanten schon lange bevor der Alfa auftaucht, dass es jetzt gleich etwas zu sehen gibt. Mit dem infernalen Klang nimmt auch die Erwartung zu. Und dann geht alles ganz schnell.

Kaum jemand hat die Chance, die Schönheit des 8C Spider beim Vorbeifahren zu erkennen. Das Rosso Competizione spielt in der Sonne hunderte Rottöne, lässt jedes Abendrot zu einem Schwarz-Weiß-Bild verblassen. Im Tiefflug sieht niemand, dass die ganze Verkleidung aus Carbon besteht, ebenso das Cockpit. Die Schalter sind aus Aluminium, der Rest ist feinstes Leder.

Das Carbon hätte er gerne angegriffen, der Mario, unser Supertest-Stammwirt. Als der den 8C hört, lässt er alle Teller fallen, rennt aus dem Lokal und sitzt am Beifahrersitz, bevor er noch Ciao sagt. Doch berühren kann er das Carbon nicht: Kaum ist sein Gurt geschlossen, drückt es den mächtigen Friulaner in den Sitz, beim Bremsen müht er sich, die Windschutzscheibe nicht zu beschmutzen. Dazwischen versucht er vergebens, mit seinem Johlen das Grölen des Alfa zu übertönen. Danach: "15 Jahre kannst du bei mir essen, wenn du ihn da lässt." (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/10.06.2011)