Tirana/Prishtina/Belgrad - Ein Gericht in Tirana hat nun die Klage einer albanischen Familie gegen den Schweizer Europarats-Abgeordneten Dick Marty wegen des Berichtes über illegalen Organhandel nach dem Kosovo-Krieg zurückgewiesen, berichteten am Mittwoch Belgrader Medien. Die Familie Brama hatte Marty im März wegen der Verleumdung verklagt. Es ging um die Angaben in seinem Bericht über zwei Häuser, in denen die im Kosovo gekidnappten Serben gefangen gehalten und nachher wegen der Organentnahme getötet worden sein sollen.

In der Tat hatte Marty in seinem Bericht keine Details in diesem Zusammenhang enthüllt. Dies war allerdings von lokalen Medien getan worden, die das Haus der Familie Brama im Dorf Buraj, nördlich von Tirana, als eine der illegalen Kliniken identifiziert hatten. Nach Meinung des Gerichtes hat die Familie Brama keine konkreten Beweise für ihre Vorwürfe gegen Marty geliefert.

In seinem Mitte Dezember veröffentlichten Bericht hatte Marty auf den illegalen Organhandel nach dem Kosovo-Krieg hingewiesen. Laut seinem Bericht war dafür eine kriminelle Gruppe aus dem Zentralkosovo verantwortlich, deren Chef der derzeitige kosovarische Premier Hashim Thaci war. In den Monaten nach dem Krieg wurden im Kosovo rund 400 Personen, mehrheitlich Serben, aber auch nicht-loyale Albaner, gekidnappt und abgeführt. Ihr Schicksal blieb unbekannt. Den Opfern sollen die Organe im Norden Albaniens entnommen worden sein.

Die EU-Rechtsstaatsmission im Kosovo (EULEX) hat unterdessen Vorermittlungen eingeleitet. (APA)