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Ein Schauspieler mit markanter Präsenz: Maurice Garrel.

Foto: Archiv

Paris - Ein alter Mann sitzt auf einem Stuhl und hält Gericht über seine Tochter. Seine Worte entstammen dem letzten Brief, den er an sie gerichtet hat. Hager und müde wirkt er und dabei doch unbeirrt unversöhnlich. Mit seiner ganzen Autorität erfüllt Maurice Garrel in Arnaud Desplechins Familiendrama Rois et reine (Kings and Queen, 2005) jenes seltsame Bild - ein Bild, von dem man nie genau weiß, ob es nicht nur im Kopf der Hinterbliebenen spukt.

Großväter spielte Maurice Garrel am Ende seiner Laufbahn einige - er hatte dafür mit seinem knittrigen Äußeren, den Leberflecken, der langen Nase das richtige Gesicht. Familiär mit dem Kino verbunden ist er auch in anderer Hinsicht: Wiederholt wirkte Maurice Garrrel in den Filmen seines Sohnes, des Regisseurs Philippe Garrel, mit - oft auch in autobiografisch gefärbten Rollen, in Les amants réguliers (2005) an der Seite seines Enkels Louis Garrel.

Geboren 1925 in Saint-Gervais, wuchs Maurice Garrel in El Jadida in Marokko auf und studierte Philosophie; nach dem Krieg wechselte er zum Theater, wo er oft gemeinsam mit Laurent Terzieff auf der Bühne stand. In den 1960er-Jahren nahm er zunehmend Filmrollen an, drehte mit Regisseuren wie François Truffaut, Jacques Rivette, Claude Sautet und Costa-Gavras und erwies sich dabei als Darsteller, der auch in kleineren Parts eine bemerkenswerte charismatische Präsenz erreichen konnte.

Am Ende waren es über 120 Filme, in denen Maurice Garrel mitwirkte - am Samstag ist er 88-jährig in Paris gestorben. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD - Printausgabe, 8. Juni 2011)