Rom  - Der riesige Wett- und Manipulationsskandal in Italien belastet immer mehr die Fußball-Topligisten. Die Staatsanwälte der norditalienischen Stadt Cremona, die mit der Festnahme von 16 Personen die Lawine der riesigen Affäre ins Rollen gebracht haben, ermitteln nicht nur wegen angeblich manipulierter Matches der Serie A und B, sondern vermuten sogar Absprachen zwischen Spitzenclubs der Ersten Liga.

Beweise gesucht

"Der Eindruck ist, dass es in der Serie A nicht nur Absprachen zwischen Spielern, sondern zwischen Vereinen gibt", berichtete der Oberstaatsanwalt von Cremona, Roberto Di Martino, der die heiklen Ermittlungen koordiniert. Er suche noch nach Beweisen, die diese Vermutung bestätigen. 30 Matches sollen in den drei obersten Ligen in dieser Saison manipuliert worden sein, vermuten die Staatsanwälte.

Die Ermittlungen kreisen um Zahnarzt Marco Pirani aus der Adria-Stadt Ancona, er gilt als Schlüsselfigur eines weitreichenden Wett-Rings. Die kriminelle Organisation soll mit riesigen Geldsummen sogar Resultate von Erstligaspielen erkauft haben. Pirani behauptete am Dienstag bei einer siebenstündigen Einvernahme durch Staatsanwälte, dass Partien der fünf Serie-A-Clubs AS Roma, US Cagliari, US Lecce, AC Fiorentina und FC Genoa manipuliert worden seien.

Bis zu 500.000 Euro konnte die kriminelle Organisation zahlen, um ein Serie-A-Spiel zu manipulieren. Bei Drittligaspielen sanken die Tarife auf 60.000 Euro. Mitglied des Rings sei auch der inhaftierte ehemalige Nationalspieler Giuseppe Signori, behaupten die Ermittler. Der Starstürmer mit 188 Serie-A-Toren wurde am Mittwoch von den Staatsanwälten befragt.

Signori wird verdächtigt, über Wettanbieter in Singapur astronomische Summen auf manipulierte Spiele gesetzt zu haben. Woher dieser Geldstrom kam, ist zum Großteil noch unklar. Die Untersuchungen stützen sich auch auf abgehörte Telefongespräche zwischen Pirani und mehreren Spielern, die er bestochen haben soll.

Ermittlungen in Neapel

Parallel laufen auch in Neapel Ermittlungen über Verstrickungen zwischen Fußball und der Camorra, dem neapolitanischen Arm der Mafia. Ins Visier der Ermittler ist das Erstligaspiel SSC Napoli gegen FC Parma vom 10. April 2010 geraten. Die Mafiosi sollen auf die Niederlage von Napoli getippt haben, das das Duell 2:3 verloren hatte. Ein Camorra-Boss wurde während der Partie am Spielfeldrand fotografiert. Nach dem Spiel verschwand der Mann, er wird derzeit per Haftbefehl international gesucht. (APA)