Klagenfurt - Freiliegende Kabel unter fehlenden Bodenfliesen. Zwei Fotos, wie zufällig an die Wand geklebt. Und ein kleiner Monitor, fast versteckt in einem Eck. Das ist es, was Besucher erwartet, wenn sie den Kunstraum Lakeside betreten.

Doch hinter dieser minimalistischen Kunst verbirgt sich eine Welt von Konzepten und Ideen. Die Installation von Inge Vavra erschließt sich dem Publikum durch das für den Kunstraum begleitende Künstlerinnengespräch, geleitet von Christian Kravagna.

Die Frage, wie ein ästhetischer Impuls beschaffen sein muss, damit der Rezipient mit eigener Vorstellungskraft reagiert, beantwortet Inge Vavra mit künstlerischem Minimalismus. Reduktion auf das Wesentliche soll beim Betrachter Erregung hervorrufen.

Angeboten werden in Vavras Installation auch klare Handlungsanweisungen. So sind die zum Kinderspiel angeordneten Bodenplatten durchnummeriert. Durch das Weglassen einzelner Fliesen wird der feste Grund, der Sicherheit geben sollte, zum Kinderspiel zwischen Himmel und Hölle, sagt die Künstlerin. Vavra setzt den Istzustand mit Erinnerungen an die Kindheit in Beziehung, indem sie eine Fotografie ihres Vaters auf Polaroid bannte, der seine Tochter uniformiert fotografierte.

Somit anonym und nicht reproduzierbar abstrahiert Vavra diesen Moment. Inhaltlich wie ästhetisch verstört der Kindersoldat auf dem zweiten Foto im Raum, das im Rahmen des Zyklus Life Stills entstanden ist. Das vom Fernsehbildschirm abfotografierte Kunstwerk ist ein Bild, in dem sich Farben und Formen zu verselbstständigen scheinen.

Ein Kind steht uniformiert auf einer Bühne, in einen Zeitbezug gepresst, mit dem es nichts zu tun hat. Zeitgleich sieht man am Monitor 1700 Fotos Inge Vavras, denen Robert Schabus durch die Bildmontage Bewegung verleiht. Wahrgenommen wird, was bewegt, beteuern die Diskutanten. Vavras Minimalismus veranlasste eine Teilnehmerin, nach Hause gehen zu wollen, um das eigene Fotoarchiv zu sichten. (Sabina Zwitter, DER STANDARD - Printausgabe, 7. Juni 2011)