Kampf um den Obstkorb: Frans Snyders "Nature Morte" (um 1630-40) versammelt nicht nur tote, sondern auch noch sehr lebendige Tiere wie Eich-, Haus- und Meerkatze.

Foto: Liechtenstein Museum

Schwerpunkt sind niederländische Meister des Goldenen Zeitalters.

Wien – Welcher Museumsleiter wünschte sich nicht solche Anrufe: "Wo darf ich das Bild hinschicken?", fragte Sammler Otto Christian Faßbender kürzlich Direktor Johann Kräftner. Sein jüngst erworbener Jakob Jordaens, das farbenprächtige und makellos erhaltene Ölbild Die Heilige Familie mit der heiligen Elisabeth und einem Engel, schmückt nun die Ausstellung der Sammlung Hohenbuchau. 2007 wurde die 97 Gemälde umfassende Kollektion dem Liechtenstein-Museum als Dauerleihgabe überlassen.

Die Sammlung der Schönborns, die Kunst der Schwarzenbergs, ein schöner Waldmüller da, ein tadelloser Arcimboldo dort: Kräftner hat so viele externe Schätze unter seinen Fittichen, dass er schon mal trocken von "Verfügungsmasse" für Ausstellungen spricht. Vor 35 Jahren haben die Faßbenders, ehemalige Bauindustrielle mit heutigem Wohnsitz in Monaco, ihre Sammelsucht von Antiquitäten zur holländischen und flämischen Barockmalerei hin verlagert. Im Katalog berichten sie freimütig über anfängliche Fehlkäufe falsch zugeschriebener Schnäppchen.

"Es gab Vorbehalte gegenüber der Qualität einer neu entstandenen bürgerlichen Sammlung", berichtete Kräftner. In der eingelagerten Kollektion erkannte er jedoch bald einen "grandiosen Schatz". Schon die Dichte an Großformaten sei für eine Privatsammlung ungewöhnlich. In der Tat bieten die gezeigten Gemälde hohe und höchste Qualität. Entgegen dem Ausstellungstitel scheint es den Sammlern weniger um Namedropping als um Meisterschaft und besten Erhaltungszustand zu gehen. Auch die Einengung auf gewisse Bildgattungen innerhalb der Epoche des Goldenen Zeitalters war dabei eher zweitrangig, und so gestaltet sich die Ausstellung angenehm abwechslungsreich.

Stillleben mit Kartoffeldruck

Gleich zu Beginn der Schau rührt die Hingabe von Joachim Wtewaels bezaubernd weichgezeichnetem Liebespaar Venus und Adonis. Zu Höchstleistungen stachelten sich die Künstler an, die kooperativ die Pinsel führten, was in der Sammlung mehrfach vorkommt. So etwa in dem dichtbevölkerten Paradiesbild mit Sündenfall, das der virtuose Tiermaler Roelant Savery gemeinsam mit Cornelis van Haarlem komponierte. Jan Brueghel d. Ä. und Joos de Momper d. J. wiederum taten sich für die feine Berglandschaft Ein Eremit vor einer Grotte zusammen.

Weniger Porträts als plastische Stillleben stechen hervor. Die meisterhafte Wiedergabe von Oberflächenstrukturen beeindruckt in Frans Synders' Nature morte: den Obstkorb verteidigt zähnefletschend eine Meerkatze. Um dem Moos seiner dunklen Waldboden-Stillleben ein organisches Aussehen zu verleihen, soll Otto Marseus van Schrieck sie sogar mit einer angeschnittenen Kartoffel betupft haben.

Von der Zuschreibung "Murillo" mussten sich die Faßbenders bei einem Heiligen Nikolaus verabschieden, dafür stammt das Brustbild eines Kapuzinermönchs aus Rubens' Hand. Gerard Dou, der Begründer der Leidener Feinmalerei, schuf zwei detailreiche Nachtbilder. In einem Kleinformat, das nun aufgeblasen als Plakatsujet dient, hat sich der Feinmaler Frans van Mieris selbst als Fröhlichen Zecher verewigt – es sieht so aus, als könnte er den dickwandigen Römerbecher kaum halten: ein Lieblingsbild der Sammler und Zeugnis jener deklarierten barocken Lebenslust, die das Liechtenstein-Museum auch gern mit fremden Werken feiert. (Nicole Scheyerer, DER STANDARD – Printausgabe, 7. Juni 2011)