Aktuell beträgt der durchschnittliche Urlaubsanspruch von Herr und Frau Österreicher laut Umfrage 26 Tage.

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Wien - Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) will eine Woche mehr Urlaub für die Österreicher. Konkret fordert sie diese sechste Urlaubswoche schon ab 20 Jahren Betriebszugehörigkeit, fünf Jahre kürzer als derzeit. Die Interessensvertretung könnte sich das aber für alle ab 43 Jahren vorstellen. Längerfristig sollen die sechs Wochen für alle Arbeitnehmer gelten. Für Firmen und Angestellte wäre das eine Win-Win-Situation, so die GPA-djp in einer Aussendung am Montag.

"Gesundheit, höhere Arbeitszufriedenheit und dadurch gesteigerte Leistungsfähigkeit gleichen die Kosten für Unternehmen aus", so Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA-djp. Dieses Mehr an Urlaub würde von den Österreichern jedenfalls gerne angenommen. Das zeige eine von der Gewerkschaft beim Meinungsforschungsinstitut IFES in Auftrag gegebene Telefonumfrage unter 500 Angestellten. Dieser Studie zufolge sind 70 Prozent der Befragten dafür, nur 27 Prozent dagegen.

Am meisten Befürworter finden sich mit 74 Prozent bei den einfachen Angestellten. Die Nein-Sager sind mit 36 Prozent bei den leitenden Angestellten überrepräsentiert. "Längerfristig ist ein genereller Jahresurlaub von sechs Wochen für alle Dienstnehmer anzustreben", so Katzian. Kurzfristig fordert die Gewerkschaft das für alle, die 20 Jahre für ein- und denselben Betrieb gearbeitet haben. Momentan gelten hier 25 Jahre.

Nur 21 Prozent der ab 46-Jährigen und ein Drittel der ab 60-Jährigen haben die geltende 25-Jahre-Grenze geknackt, so der österreichische Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich. Die größten Chancen haben dabei Bank- und Versicherungsangestellte, jeder zweite Befragte hat dieses Ziel erreicht. Leitende Angestellte aller Branchen schaffen es noch zu 36 Prozent. Männer erreichen dieses Ziel mit 28 Prozent doppelt so oft wie Frauen (14 Prozent).

Mehr freie Zeit mit steigendem Alter

"Der Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche ab einem Lebensalter von 43 Jahren", ist für Katzian eine weitere sinnvolle Variante. Dringend fordert er auch den Urlaubsanspruch von freien Dienstnehmern. Momentan beruht dieser auf freiwilligen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber.

Aktuell beträgt der durchschnittliche Urlaubsanspruch von Herr und Frau Österreicher laut Umfrage 26 Tage. Anspruch heißt aber nicht gleich Urlaub. Jeder Zweite nimmt sich nicht konsumierten Urlaub mit ins neue Jahr, im Schnitt sind es elf Tage. Die fehlende Urlaubsvertretung ist für 50 Prozent der Befragten daran schuld, bei den leitenden Angestellten ist sie es sogar in zwei von drei Fällen. 22 Prozent sparen auf einen längeren Urlaub, 10 Prozent ziehen die Arbeit der Freizeit vor.

Den Urlaub abbrechen mussten 94 Prozent der Befragten noch nie. Jeder Zweite wurde aber währenddessen schon vom Arbeitgeber kontaktiert, 32 Prozent haben im Urlaub nebenbei Dinge für die Firma erledigt.

WKÖ: Sind bereits Europameister

Die Wirtschaftskammer erteilt der Forderung GPA nach mehr Urlaubstagen für heimische Arbeitnehmer eine klare Absage. "Österreich ist bei Urlaub und Feiertagen bereits im EU-Spitzenfeld. Es gibt Europameistertitel, die sich Österreich als Wirtschaftsstandort nicht leisten kann", so WKÖ-Präsident Christoph Leitl. "Ich empfehle allen, zu unseren Wirtschaftskonkurrenten nach Asien oder Amerika zu schauen, wie hart und lange dort gearbeitet wird."

Im EU-Schnitt würden 21,5 Urlaubstage im Jahr gewährt, Österreich liege mit 25 Tagen - gemeinsam mit Dänemark, Frankreich, Luxemburg und Schweden - an der Spitze. Bei den gesetzlichen Feiertagen werde Österreich mit seinen 13 Tagen nur von Spanien und Zypern übertroffen (EU-Schnitt: 10,5 Tage). (APA)