Bild nicht mehr verfügbar.

SP-Chef Werner Faymann (re.) und sein ORF-Kandidat Alexander Wrabetz: "ORF-Führung heute nicht Herr im eigenen Haus", sagt Leider-nein-Kandidat Zeiler.

Foto: AP Photo/Hans Punz

Wien - Werner Faymann und die SPÖ-Spitze haben ihr erstes Ziel erreicht: RTL-Boss Gerhard Zeiler tritt nicht zur Generalswahl an. In dem Profil -Interview macht Zeiler aber auch öffentlich, dass das an roten Politinteressen liegt.

Als Faymann ORF-Chef Alexander Wrabetz 2009 loswerden wollte, fragte er Zeiler, ob er bereit wäre. Dann nicht mehr, seit er dessen Zugang kennt: "Man kann kein Unternehmen, das so große Herausforderungen zu bewältigen hat wie der ORF - kreative, finanzielle und strukturelle -, erfolgreich führen, wenn Personalbesetzungen bis zur Abteilungsleiter-Ebene von politischer Seite beeinflusst werden und ständig parteipolitische Personalwünsche geäußert werden. Da leidet die Professionalität, und da leidet die Kreativität. Es ist ein Problem, wenn eine ORF-Führung heute nicht Herr im eigenen Haus ist und glaubt, nur dann gewählt zu werden, wenn sie politische Postenbesetzungen akzeptiert. Das schadet dem Unternehmen nachhaltig."

Je südlicher in Europa, "desto regierungslastiger" seien Gebührensender: "Österreich ist diesbezüglich ein sehr südliches Land."

Früher habe der Einfluss im ORF die Direktionsebene betroffen "und nicht noch zwei Ebenen weiter nach unten". 1994, als Zeiler ORF-Chef wurde, habe er die Politik nicht gefragt, sondern über seine Direktoren "informiert". "Aber das war 1994. Damals war Franz Vranitzky Bundeskanzler."

Heute heißt er Werner Faymann, er soll Zeiler als Konkurrent für seine Jobs sehen. Profil fragt den SP-Chef ab, nicht den Kanzler. Zeiler: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Werner Faymann im Ernst so denkt. Außerdem: Dächte er so, müsste er ja froh sein, wenn ich im ORF festgenagelt wäre." Sozialdemokrat Zeiler sieht sich zur Verhinderung "von höchster sozialdemokratischer Stelle lanciert" zum Schwarz-Blauen gestempelt - "darüber habe ich herzlich gelacht".

Zeilers RTL-Vertrag läuft bis 2015. "Ich habe eine Wohnung in Wien und werde mit Sicherheit meinen Lebensabend nicht in Luxemburg oder Deutschland verbringen." 2015 wird er erst 60. 2016 ist die nächste reguläre ORF-Wahl, 2017 die nächste Nationalratswahl. Zeiler, nach dem ORF gefragt: "Ich denke jetzt noch nicht nach, was 2015, 2016 oder 2017 sein könnte." Womöglich mischt er im Hintergrund bei der ORF-Wahl 2011 mit. Schon jetzt wüsste er "mehrere, die den ORF sehr gut führen könnten".

Helmut Brandstätter zählt nicht dazu. Der bürgerliche Kurier- Chefredakteur warnte vor Zeilers Kommerzkurs für den ORF und Privatisierung. Zeiler: "Brandstätter hat es leider nicht überwunden, dass ich ihn als Geschäftsführer von n-tv absetzen musste, weil es sonst diesen Sender nicht mehr geben würde".

Ein paar Ideen, was er beim ORF täte, verrät Zeiler: Etwa eine "fiktionale Aufbereitung der österreichischen Geschichte". Oder das Vorbild der populären und günstigen Konzertreihen des britischen Rundfunkorchesters. (fid, DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2011)