Die Künstlerin wuchs als Thelma Ingvarsdottir in Reykjavík auf. Nach Aufenthalten in Kopenhagen, Paris und London lebt sie seit 1970 in Graz.

Foto: Thelma Herzl

Thelma Herzl: "Aska - Formationen isländischer Vulkanasche". Dieses Kunstbuch erschien anlässlich einer Ausstellung im Fotomuseum Westlicht. Kerber Verlag, Bielefeld/Leipzig/Berlin 2011, ISBN 978-3-86678-522-9

Bilder aus dem neuen Fotoband gibt es hier zu sehen.

Foto: Thelma Herzl

DER STANDARD: Sie wurden auf Island geboren - warum haben Sie die Insel verlassen?

Thelma Herzl: Ich habe Island mit 17 Jahren verlassen, vor allem wegen des schlechten Wetters. Dort konnte man ja praktisch nie draußen sitzen und essen.

DER STANDARD: Warum gehen die Isländer so gelassen mit Naturgewalten um?

Thelma Herzl: Wir sind aufgewachsen damit, dass die Erde bebt. Meine Mutter hat immer gesagt: "Wenn ein Erdbeben kommt, gehst du aus dem Haus und legst dich flach in den Garten." Man ist diese Naturgewalt von klein auf gewohnt. Ich habe sehr viel draußen gespielt mit Steinen und mit Knochen, ich war oft alleine mit der Natur, das hat auch meine künstlerische Arbeit geprägt.

DER STANDARD: Als der Eyjafjallajökull ausgebrochen ist, haben Sie sich zuerst Asche nach Österreich schicken lassen, dann sind Sie hingeflogen, warum?

Thelma Herzl: Erst konnte man ja nicht hinfliegen wegen der Aschewolke (lacht), umgekehrt konnten aber noch Flugzeuge starten, also habe ich mir Asche schicken lassen und damit Collagen in meinem Atelier gemacht. Erst im Juni bin ich dann nach Island geflogen. Ich wollte ja nicht den Vulkanausbruch dokumentieren, sondern versteckte Bilder zum Vorschein bringen, die durch die Asche entstanden sind.

DER STANDARD: Was bedeutet für Sie der Vulkanausbruch? Im Vorwort des Buches wird er ja als beinahe mythologisches Ereignis beschrieben.

Thelma Herzl: In Island ist ein Vulkanausbruch etwas völlig Normales. Erst wenn ich hier in Österreich bin, beschleicht mich dieses Gefühl der Ohnmacht. Bedrohlich wird er also erst durch die Distanz. Paradox eigentlich.

DER STANDARD: Die Bilder, die Sie gemacht haben, sind sehr abstrakt und entziehen sich oft einer exakten Definition. Einmal glaubt man, ein anthropomorphes Gebilde zu erkennen, dann verschwimmt es wieder. War das so geplant?

Thelma Herzl: Wenn ich dort arbeite, bin ich wieder wie ein Kind, das seine Fantasie spielen lässt und ich möchte, dass es dem Betrachter ebenso geht. Ich möchte zeigen, dass Asche nicht unbedingt etwas Totes ist, sondern ihre Form verändert. Deswegen war es mir wichtig, dass das Buch Aska heißt, Asche auf isländisch, weil das hat nicht diese Assoziation mit Tod wie im Deutschen. (Tanja Paar/DER STANDARD/Rondo/03.06.2011)


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