Bild nicht mehr verfügbar.

Der australische Einwanderungsminister Chris Bowen will bewusst auch Kinder nach Malaysia abschieben, damit Menschenschmuggler sich nicht darauf spezialisieren, Minderjährige nach Australien zu bringen. Im Bild Kinder in einem Anhaltelager am Rande von Kuala Lumpur.

Foto: Mark Baker, AP/dapd

Sydney - Mehr als 6.000 Bootsflüchtlinge kommen jedes Jahr in Australien an. Nach einer umstrittenen Regierungsvereinbarung sollen jetzt Hunderte nach Malaysia abgeschoben werden. Dass Australien auch Kinder ohne Eltern auf diese Reise schicken will, hat am Freitag einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

"Wir sind schockiert", sagte der Chef des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF in Australien, Norman Gillespie, am Freitag in einem Radiointerview. "Diese Kinder sind traumatisiert. (...) Sie wieder auf ein Boot zu packen und in ein fremdes Land zu bringen (...), das ist extrem hartherzig und ohne jedes Mitgefühl."

Bewusste Abschiebung

Einwanderungsminister Chris Bowen will bewusst auch Kinder abschieben, damit Menschenschmuggler sich nicht darauf spezialisieren, Minderjährige nach Australien zu bringen. "Wenn wir generelle Ausnahmen von der allgemeinen Regel (der Abschiebung nach Malaysia) machen, werden die Menschenschmuggler das ausnutzen und Kinder auf alte Boote lotsen und ihr Leben aufs Spiel setzen. Das will ich nicht zulassen", sagte er dem Sender NewsRadio.

Im Dezember war ein Boot mit Asylsuchenden vor der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel gekentert. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder.

Vereinbarung mit Malaysia

Australien hat mit Malaysia eine Vereinbarung getroffen, wonach Malaysia 800 in Australien illegal eingereiste Menschen aufnimmt. Ihr Asylgesuch soll dort geprüft werden. Australien will im Gegenzug 4.000 in Malaysia anerkannte Flüchtlinge aufnehmen und ansiedeln.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht das ganze Abkommen kritisch. Malaysia habe weder die UNO-Konvention gegen Folter noch die UNO-Flüchtlingskonvention unterzeichnet. Frauen und Mädchen seien besonders gefährdet.

Umstrittenes Lager geschlossen

Australien hatte den Inselstaat Nauru und Papua-Neuguinea dafür bezahlt, Asylsuchende zu beherbergen, die in australischen Gewässern aufgegriffen wurden. 2003 war das umstrittene Flüchtlingslager Woomera in der Wüste 1.800 km westlich von Sydney geschlossen worden. Die Bedingungen in dem Internierungslager waren von den Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert worden.

Zeitweise waren mehr als 1.400 Flüchtlinge auf dem ehemaligen Raketentestgelände untergebracht. Mit Hungerstreiks und Selbstverstümmelungen hatten sie gegen die dortigen Internierungsbedingungen protestiert. Mehrere Flüchtlinge nähten sich aus Protest die Lippen zusammen. Ein Viertel der in Woomera Internierten kam aus Afghanistan.

Die frühere UNO-Flüchtlingshochkommissarin und irische Ex-Präsidentin Mary Robinson hatte mehrmals ihre tiefe Besorgnis über die Behandlung der Asylsuchenden in australischen Flüchtlingslagern ausgedrückt. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) hatte bei den australischen Behörden protestiert. (APA)