Klagenfurt - Der Villacher Leo Fischbach (1912-2009) war ein begeisterter Bergwanderer. Oft war er auf dem Dobratsch/Dobraè, dem Hausberg der Villacher, zu finden. "Jedes Mal, wenn ich mit meinem Bruder hinaufgekommen bin und im Schutzhaus wir irgendetwas essen oder trinken wollten, konnten wir nicht hinein, weil da war eine Tafel, auf der stand ,Hunden und Juden ist der Eintritt verboten'", erzählte Fischbach, kurz bevor er in Florida starb.

Diese Tafel prangte schon ab 1920 auf der Dobratscher Schutzhütte, die dem Österreichischen Alpenverein, Sektion Villach, bis heute gehört. Als jüdische Mitglieder des Alpenvereins, darunter der Psychologe Viktor Frankl, 1921 eine eigene Sektion "Donauland" gründeten, fiel auch die unter das selbst ausgerufene Judenverbot. Dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des Alpenvereins aufzuarbeiten, hat sich das Universitätskulturzentrum Unikum nun vorgenommen: Ab Pfingstsamstag läuft die Kunstaktion "Hausberg-Verbot".

Beteiligt sind die Künstler Wolfram Kastner, Ernst Logar sowie Star-Pianist Paul Gulda. Die Aktion beginnt mit einer temporären "Wanderung der Namen" und führt zu einer begehbaren Installation, die den ganzen Sommer am Berg bleiben soll. Gulda wird auf dem Dobratsch ein Konzert geben. Am 18. Juni schließlich soll am neuerrichteten Schutzhaus eine Gedenktafel enthüllt werden.

Veranstaltet wird die Aktion "Hausberg-Verbot" vom Unikum gemeinsam mit den Vereinen "Erinnern" und "Industriekultur" in Kooperation mit der Stadt und dem Naturpark Dobratsch. "Besonders gefreut hat uns, dass der Villacher Alpenverein seine Mitwirkung angeboten hat", sagt Gerhard Pilgram vom Unikum. Dieser habe auch seine Archive geöffnet.

So hatte 1921 zunächst der Hauptausschuss des Alpenvereins wegen des Villacher Arierparagrafen auf der Schutzhütte heftig protestiert und den Villachern mit Subventionsverweigerung gedroht - vergeblich. Diese drohten dem Pächter des Schutzhauses mit dem Entzug der Pacht, "falls ein einziger Jude das Haus betritt". Der Vorstand des Villacher Alpenvereins, Theodor Janisch, gründete später die NSDAP-Ortsgruppe Villach. Er erreichte, dass die Sektion Donauland aus dem Verein ausgeschlossen wurde. (Elisabeth Steiner/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2011)