"Planet Kratochvil" von Nicolas Mahler

 

Foto: VIS

Pierre Hébert bei einer seiner Live-Performances

 

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"Loop" - im Liegekino

 

 

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Der Wiener Comic-Zeichner Nicolas Mahler steht vor der Deadline eines ambitionierten Projekts: Im November startet mit einer von ihm gezeichneten Version von Thomas Bernhards Roman "Alte Meister" eine neue "Graphic Novel"-Reihe des Suhrkamp Verlags. Vorerst gibt es in Wien die Möglichkeit, sein ebenso schlaues wie minimalistisches Film-Oeuvre zu erleben: Am Dienstag (31.5., 20 Uhr, Metro Kino) ist dem Zeichner ein eigenes Tribute des Kurzfilm-Festivals "Vienna Independent Shorts" (VIS) gewidmet. Zum Gesamtwerk mit seinen insgesamt 35 Minuten gesellen sich weitere 30 Minuten in Art einer Carte Blanche, von Mahler ausgewählte inspirierende Arbeiten internationaler Kollegen aus dem Feld einer Art "Cartoon Avantgarde".

Was für Mahler gilt, gilt im Grunde für das ganze VIS-Festival: in Wien in Szene-Kreisen sehr beliebt, so richtig in seiner Bedeutung wertgeschätzt allerdings erst international: So trafen für die fünfteilige VIS-Sektion "Internationaler Wettbewerb - Fiction and Documentary", deren letzten beiden Teile noch Montag und Dienstag abends im Metro am Programm stehen, über 2.000 Einreichungen ein; das Festival konnte aus dem Vollen schöpfen. Was auch heißt: Insgesamt gab es dieses Jahr über 550 Stunden an Material zu sichten; ein 100%-Wachstum ergab eine eine zähe Prozedur, die in krassem Missverhältnis zur finanziellen Basis des Festivals steht (Eine konservative Hochrechnung ergab, dass allein für eine halbwegs seriöse Auswahlprozedur ein Angestellten-Jahresarbeitspensum aufgewendet werden musste - von wegen Hobby-Projekt).

Eine internationale Größe ist jedenfalls Pierre Hébert (geb. 1944): Der seit den 1960ern etablierte Avantgardefilmer gastiert am Montagabend (Einlass: 20.30, Beginn: 21.00) in der HB-Stadtpfarrkirche in der Dorothergasse mit einer seiner Live-Animations-Performances gemeinsam mit dem italienischen Musiker Andrea Martignoni, nicht zuletzt des Schauplatzes wegen ein "Not to be missed". Danach eine "Canadian Night" in der Film(museums)bar. Und am Dienstag spricht Hébert um 18 Uhr im Metro Kino über sein Lebenswerk.

Auch eine Empfehlung: Am Dienstag dient die Decke der MediaOpera in der Rinderhalle Neu Marx als Projektionsfläche für Musikvideos, beim fast schon traditionellen "Liegekino" mit dem Publikum auf Luftmatratzen. Eine bedingte, allerdings: Das Event selbst (21 Uhr) ist bereits sehr nachgefragt (vulgo: ausreserviert, Resttickets vor Ort), allen offen steht in dem attraktiven Schauplatz jedenfalls die "Airbed Party" danach (ab 22 Uhr). Weiteres für Montagabend und Dienstag: noch zwei weitere Teile des gut besuchten Österreich-Wettbewerbs und zwei und Filme österreichischer Schüler und Schülerinnen im Rahmen des "Get into Shorts"-Wettbewerbs sowie ein Forum "Show & Talk: Where are short films shown apart from festivals?" am Dienstag 18.30 in der Kunsthalle Wien.

Am Mittwoch schließlich werden um 19.30 die Preise verliehen: Die jeweiligen Jurys vergeben die der Wettbewerbe, und auch die Publikumslieblinge werden bekanntgegeben und im Metro Kino zu sehen sein. Gefeiert wird anschließend im Badeschiff, unter anderem mit der Album-Präsentation von "Killed by 9V Batteries". Nicht auszuschließen, dass dies das letzte Mal sein könnte, dass VIS in dieser Breite und qualitativen Dichte zu erleben ist - bei den öffentlichen Stellen dürfte noch nicht nachhaltig eingesickert sein, dass es passieren könnte, dass ein junges Team de facto Opfer seines internationalen Erfolgs wird. Aber mal sehen - nach dem Festival. (red, derStandard.at, 30. Mai 2011)