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Markus Hammerer traf zweimal im Pokalfinale. Stefan Lexa gratuliert dem Youngster.

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Die Ried-Spieler Lexa, Brenner, Stocklasa und Mader mit dem neuen größenmäßig aufgeblasenen ÖFB-Pokal.

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Der ÖFB hat auf der Kameraseite keine Karten abgesetzt, außer im VIP-Klub. Auf der Gegenseite wurden einige Sektoren in den Klubfarben abgedeckt. Man bemühte sich, die Kulisse nach etwas aussehen zu lassen. Das konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zahl von 14.500 Augenpaaren und ein zu zwei Dritteln leeres Ernst Happel-Stadion eines Cupfinales an sich nicht würdig ist. Aber zum Einen haben wir schon schlimmeres erlebt, zum anderen soll das nicht als Vorwurf an die beiden Klubs verstanden werden. Sie mobilisierten ihre Anhänger durchaus gut.

Die Rieder Anhänger waren in der Überzahl, füllten zwei Ränge ihrer Kurve gut aus, die Lustenauer hatten etwa ein Viertel davon mit. Von neutraler Seite hätte das Finale mehr Interesse vertragen. Dazu müsste sich der ÖFB aber auch endlich ein attraktiveres Konzept überlegen.

Sehenswerte erste Hälfte

Beide Teams beginnen das Spiel auf dem bewässerten Boden positiv, mit offensivem Pressing und dem Versuch schnell nach vorn zu kommen. Die erste Möglichkeit gehörte bei strahlendem Sonnenschein und perfekten Fußballtemperaturen den Lustenauern. Ein Freistoßschuss aus 25 Metern nach drei Minuten fand seinen Weg durch die Mauer, allerdings mit einer Kollision und Ried-Keeper Thomas Gebauer kam heraus um ihn zu sichern.

Auch am Einsatz mangelte es beiden Teams nicht – übertrieben hatte es in der 20. Minute aber Harald Dürr. Der Vorarlberger hatte Glück, dass sein unnötiges Foul mit hohem, kaum angewinkelten Bein gegen Florian Mader nur mit der Gelben Karte bedacht wurde.

Es entwickelte sich eine engagiert geführte Partie, der vorerst die Torszenen fehlten. Die Rieder kamen in der 17. Minute durch einen Schuss von Ivan Carril erstmals gefährlich vor das Tor der Lustenauer. Die ließen als Zweitligaklub mit ihrem 4-3-3 durchaus keine Minderwertigkeitskomplexe erkennen und spielten skrupellos mit Kombinationsfußball auf Sieg. In der 25. Minute fand ihr Druck vorerst seinen Höhepunkt. Erst ein Freistoß, dann ein Schuss nach einer Ecke wurden von Boller allerdings am Tor deutlich vorbei gezirkelt.

Bei den Riedern machte sich Verunsicherung breit. Die Mannschaft von Paul Gludovatz stand tief in ihrer Hälfte, machte im Spielaufbau unter Druck zu viele Fehlpässe. Ein Konter hätte die Partie dann aber schnell auf den Kopf stellen können (28.). Markus Hammerer verpasste einen Querpass von Daniel Royer, Carril konnte aus kurzer Distanz denn Ball nicht im Tor unterbringen.

Die größte Chance von „Luschnou“ gab es in der 39. Minute, eine gefinkelte Flanke von Rot erreichte ein Stürmer gerade nicht, der Ball sprang deshalb an Gebauer vorbei und an die Stange des langen Ecks. Der „Keine Sorgen“-Schriftzug am Rücken von Gludovatz wurde unglaubwürdig.

Doch praktisch im im Gegenzug kam es in der 41. Minute zu einem Eckball, den Hammerer im Fünfer zu unbedrängt einköpfeln konnte. Zwei Minuten später hätte die Partie entschieden sen müssen, doch nach hervorragendem Stefan Lexa-Außenristpass auf den in der Mitte stehenden Carril warf sich ein Lustenauer heldenhaft in dessen Abschlussversuch und lenkte den Ball über die Latte.

Mehr Ried im zweiten Durchgang

Es ging mit 1:0 in die Kabinen, Ried durfte sich geschmeichelt fühlen, hatte andererseits aber auch bereits die ein oder andere Großchance vergeben. Nach der Pause änderte sich das Bild etwas. Die Rieder taten ihrerseits mehr für das Spiel, Lustenau fehlte der Elan in den Kontern. Vorerst gelang den Riedern aber wenig mehr, als sich einige Eckbälle zu erobern. Ein Konter (59.), dessen letzter Lexa-Pass und Ewald Brenners Abschluss nicht nach Wunsch verliefen, war das höchste der Gefühle.

Ein Schuss von Hammerer (65.) machte Alexander Kofler auch noch nicht zu schaffen. Gludovatz nahm Jan-Marc Riegler vom Platz und brachte Marc Prettenthaler. Der hatte aber nichts damit zu tun, dass Royer in der 67. einen Schuss im Strafraum anbrachte, dessen Abpraller Hammerer per Kopf nur noch über die Linie nicken musste. 2:0 für die Rieder, die die Sache mittlerweile doch gut unter Kontrolle hatten.

Lustenaus wirkungslose Schlussoffensive

Die Lustenauer sahen ihre Felle davonschwimmen, Edmund Stör machte einen Doppeltausch. Für Dursun Karatay und Mario Leitgeb kamen Dominik Rotter und Gerald Krajic. Unmittelbar darauf platzierte der Ried-Spanier Carril einen Freistoß unter die Latte, doch Kofler konnte schlimmeres verhindern. Die Innviertler konnten sich nun voll auf den Konter verlassen, wo Hammerer der Abwehr mit seiner Schnelligkeit zu schaffen machte.

Nach einem solchen Gegenstoß sah Lustenau-Kapitän Jürgen Kampel wiederum eine sehr orange scheinende Gelbe Karte, als er seine Kung Fu-Tauglichkeit unter Beweis stellte. Nicht viel weniger ruppig war das Einsteigen von Krajic wenige Sekunden später in der Gegnerhälfte. Die bis dahin gezeigte Austria-Spielkultur wurde nun doch mit der sichtbaren Härte von Frust und Verzweiflung angereichert. Die nötigen Torchancen brachte das nicht mehr ein. Zu mehr als einem würdevollen Finale reichte es bei der Austria nicht mehr. Die Fans nahmen es mit Fassung und schenkten ihrer Mannschaft auch am Ende den verdienten Applaus.

So ein Tag wie heute, der sei wunderschön, meinten die Rieder, leisteten frenetischen Abgangsapplaus für ausgewechselte Spieler. Die Feiern der Oberösterreicher begannen bereits Minuten vor dem Schlusspfiff. Die SV Ried schaffte es, dass der Cup die kleinere der möglichen Sensationen brachte. Sie krönten ihre starke Saison mit dem Titel, dürfen im Herbst ihr Glück in der Europa League versuchen und müssen dazu erst eine Runde nach Salzburg und Austria Wien antreten. (tsc, derStandard.at, 29.5.2011)

SV Josko Ried - SC Austria Lustenau 2:0 (1:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 14.500 Zuschauer, SR Manfred Krassnitzer

Tore:
1:0 (41.) Hammerer

2:0 (67.) Hammerer

Ried: Gebauer - Stocklasa, Glasner, Riegler (63. Prettenthaler) - Brenner, Mader, Schrammel - Lexa, Carril (82. Hadzic), Royer - Hammerer (86. Nacho)

A. Lustenau: Kofler - Zech, Stückler, Kampel, Soares - Dürr, Leitgeb (71. Rotter) - Micic, Roth, Boller (88. Honeck) - Karatay (70. Krajic)

Gelbe Karten: Lexa bzw. Dürr, Kampel, Krajic