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Nahe dem Denkmal für die Opfer der Gestapo am Morzinplatz kann sich IKG-Präsident Muzicant einen großen Museumskomplex vorstellen. Entschieden ist noch nichts.

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 Auch der Direktor des Wien-Museums wäre nicht abgeneigt, die Stadt will noch nachdenken.

Wien - Ariel Muzicant hat große Pläne für den Morzinplatz. Ein "neues Museumsquartier" könnte man dort errichten, meint der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Eine "architektonische Großtat" schwebt ihm vor, wegen der Touristen sogar extra nach Wien reisen würden. Im Zuge der schon länger köchelnden Debatte über einen neuen Standort für das Wien-Museum hat Muzicant ein Papier erarbeitet, in dem er der Stadtregierung vorschlägt, auf dem Platz beim Donaukanal das Wien-Museum, das Jüdische Museum, das IKG-Archiv und das Wiesenthal-Institut unter einem Dach zu vereinigen.

In fünf bis zehn Jahren, meint Muzicant, könnte man ein derartiges Projekt realisieren, zu möglichen Kosten wollte er sich aber nicht äußern. Kolportiert wurden bisher bis zu 70 Millionen Euro. "Ich arbeite der Politik zu", sagte Muzicant am Donnerstag zum Standard, die Entscheidung liege bei der Stadtregierung.

"Ein Vorschlag von vielen"

Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) sieht man die Ideen Muzicants als "einen Vorschlag von vielen". Ähnlich beurteilt man die Situation im Ressort von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne): Für den Morzin- und den Schwedenplatz gebe es eine "Unzahl von Ideen". Auch Mahn- oder Denkmäler seien im Gespräch, schließlich befand sich am Morzinplatz während des Zweiten Weltkrieges die Gestapo-Zentrale. Ein Leitbildprozess inklusive Bürgerbeteiligung stehe an, und im Herbst startet - wie berichtet - eine Ausstellung mit Ideen.

Für Wolfgang Kos, den Direktor des Wien-Museums, gibt es zwei Möglichkeiten für die Erneuerung seines Hauses: Einen Bau an einem "zentralen Ort", wobei der Morzinplatz der klare Favorit sei, oder eine Erweiterung des derzeitigen Standortes am Karlsplatz. Erstere Lösung könnte ein "Impuls für eine innerstädtische Problemzone" sein. Grundsätzlich könne er sich vorstellen, im neuen Museumsstandort auch eine andere Institution zu integrieren, wenngleich zwei Museen unter einem Dach "problematisch" sein könnten. Entscheidend ist für Kos, dass die Größe des Standorts für das Wien-Museum ausreiche - "und das scheint zu gehen". Er hofft 2012 auf einen Beschluss der Stadtregierung. Dann würde sich in dieser Legislaturperiode noch der Spatenstich ausgehen. (Andrea Heigl / DER STANDARD, Printausgabe, 27.5.2011)