Sofia - Der bulgarische Premier Bojko Borissow sei "ehrgeizig", "launisch", habe eine "dunkle Vergangenheit" und sei abhängig von engen russischen Kontakten. So beschreibt ihn ein von Wikileaks enthüllter Bericht aus dem Jahr 2006, verfasst vom damaligen US-Botschafter in Sofia, John Beyerle. Am Mittwochabend wurde die Depesche von der bulgarischen Internetseite bivol.bg veröffentlicht. Der Premier selbst kommentierte die Nachricht gelassen.

Borissow betonte, dass sein Land "ausgewogene Beziehungen" mit den USA, der EU und Russland pflege und unterstrich seine gute Beziehungen zur US-Botschaft. Der Premier erwiderte zudem, dass er selbst Wikileaks nicht lese, da dort nur Verunglimpfungen über alle stünden. Die US-Vertretung in Sofia reagierte mit einer eigenen Stellungnahme und erklärte, dass die Beziehungen der zwei Länder auf bestem Niveau seien.

Die oppositionellen Sozialisten (BSP) verlangen indessen, dass sich die Staatsanwaltschaft einschalten solle und die angeblich kriminellen Beziehungen Borissows zur Unterwelt aus den 1990er Jahren untersuchen solle.

Eine aktuelle Meinungsumfrage des bulgarischen Forschungsinstituts MBMD zeigt, dass trotz sinkender Unterstützung, die Regierenden der GERB (Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens) mit circa 34% der realen Stimmen eine Mehrheit von über 51% der Sitze in einem neuen Parlament gewinnen würden. (APA)