"May the Horse Live in me"

Foto: AEC / Miha Fras

Linz  - Eine französische Künstlerin, die sich in einer Performance Blutplasma eines Pferdes injiziert und so tierischen und menschlichen Organismus kreuzt, hat mit ihrem Partner als "Art Oriente Objet" in der Kategorie "Hybrid Art" den Prix Ars Electronica 2011 erhalten. Die Goldene Nica wird ihnen und den sechs weiteren Preisträgern am 2. September im Brucknerhaus in Linz überreicht. Die Festival-Leiter Christine Schöpf und Gerfried Stocker stellten die Gewinner  am Donnerstag in einer Pressekonferenz  vor.

Der Prix Ars Electronica kürt jährlich die besten Arbeiten aus der zeitgenössischen Medienkunst. Sieben Fachjurys hatten heuer die Wahl aus über 3.600 Einreichungen aus 74 Ländern. Etwa 125.000 Euro aus dem 500.000 bis 600.000 starken Budget gehen an die Preisträger. Der Prix sei ein Platz für jene, die sich kritisch mit Medien auseinandersetzen, so Schöpf. Stocker betonte, dass man früh herausfinde, wo sich die Kunstcommunity hinbewege, wodurch etwa die 2007 eingeführte Kategorie "Hybrid Art" kreiert wurde.

"May the Horse Live in me" von "Art Oriente Objet" thematisiere die "zunehmende Auflösung von Artengrenzen", so Stocker. Die Gruppe habe sich sehr früh um Fragen der biotechnologischen Entwicklung Gedanken gemacht und eine sehr provokante Arbeit geliefert. Einen Award of Distinction in der Hybrid Art erhielten ein Projekt aus Belgien, das Tauben mit einer Bakteriensorte füttert, die ihre Ausscheidungen in ein Scheibenputzmittel und die "Biester" in Nutztiere verwandelt und die deutsche Christina Lahr. Sie überweist dem Finanzministerium seit 2009 täglich einen Cent und dazu 108 Zeichen aus "Das Kapital" von Karl Marx - in etwa 40 Jahren sollte das ganze Buch im Ministerium gelandet sein.

Goldene Nicas gingen auch an die norwegische Künstlerin Jana Winderen (Digital Music & Sound Art) und den Italiener Alessandro Bavari (Computer Animation). Winderen "nimmt das Unaufnehmbare auf", so Prix-Produktionsleiter Martin Honzik, nämlich das Schwimmen von Fischen oder Geräusche von Schalentieren. Bavaris Film "Metachaos" beeindruckt im Wechsel zwischen Harmonie und Chaos und im Zusammenspiel von Bild und Sound.

"Interactive Art"-Preisträger Julian Oliver und Danja Vasiliev manipulieren in "Newstweek" aus der Ferne Nachrichten, die gerade auf einen Computer geladen werden. Ein Informationsprojekt gewann die Kategorie "Digital Comnmunities". "Die Fundacion Ciudadano Inteligente" ist eine chilenische Non-Profit-Organisation, die über das politische Geschehen informiert und Bürgerbeteiligung herstellen will.

In der Jugendkategorie "u19 Create Your World" ging die Nica an "Weltherberge: Schulhaus" der HBLA Künstlerische Gestaltung in Linz und der HTBLA Leonding. Für Projektleiterin Susi Windischbauer lebt das Konzept der Schüler Interaktivität. Man kann zum Beispiel im Bett des kreierten Hotelzimmers seine eigene Geschichte hinterlassen, sich aber auch vom Kopfkissen eine Story von einem Vor-Besucher erzählen lassen. Absolut erwähnenswert ist "Die gut gemeinten Fesseln" des erst zwölfjährigen Wieners Bernhard Riedl, das eine Honorary Mention erhielt. Die - in einer kurzen Szene auch 3D - Animation thematisiert Umwelt und Klima.

Den voestalpine-Preis "the next idea" holte sich die P2P Foundation aus den Niederlanden mit "Choke Joint Project", das darauf hinweist, wie einfach es ist, die Internetverbindung für weite Teile der Bevölkerung auszuschalten. Das Engagement des Unternehmens habe den Anspruch, "jetzt schon Themen aufzugreifen, die uns in einigen Jahren beschäftigen werden", so Konzern-Sprecher Gerhard Kürner.  (APA)