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Usain Bolt glaubt an eine Marke von 9,4 Sekunden.

Foto:Andrew Medichini/AP

"Usain Bolt, am Donnerstag bestreiten Sie in Rom ihren Saisonauftakt. Wie groß ist Ihre Freude auf den ersten 100-m-Start nach dieser langen Pause? Haben Sie so gut trainiert wie geplant? Und: haben Sie sich schon eine Top-Zeit vorgenommen?"

Usain Bolt: "Ja, ich freue mich auf mein erstes Saisonrennen. Ich bin gesund und fit und habe über den Winter hart trainiert. Ich habe zwar einige Kilo an Gewicht verloren, aber die Muskelmasse erhöht. Und ich habe meine Technik zu verbessern versucht, vor allem am Start. Ich fühle mich in guter Form, liebe Rom und das Wetter hier, aber plane keine bestimmte Zeit. Denn es ist mein erstes Rennen seit der Niederlage letzten August in Stockholm gegen Tyson Gay. 2010 war ein Rückschlag für mich. Aber jetzt bin ich wieder zurück im Geschäft. Ich fühle mich ein bisschen nervös. Mein Ziel 2011 ist kein Weltrekord, es sind WM-Medaillen in Daegu."

2010 hat eine Rückenverletzung zum vorzeitigen Ende der Saison geführt. Sind die Probleme alle beseitigt? Falls ja, ist dies vor allem Dr. Müller-Wohlfahrt in München zu verdanken? Sehen Sie eigene Fehler, die zu dieser Verletzung geführt haben - oder: haben Sie daraus wichtige Erkenntnisse gewonnen?

Bolt: "Ich habe seit meiner Geburt Skoliose und muss daher immer hart daran arbeiten meinen Rücken zu kräftigen. Ich bin seit 7 Jahren Patient von Dr. Müller-Wohlfahrt und sehe ihn 4 bis 5 Mal im Jahr zur Prävention. "

"Nach dem Auftakt in Rom gibt es schon weitere Startzusagen. Für Ostrau am 31. Mai, Oslo am 9. Juni, Monte Carlo 22. Juli. Welche Strecken laufen Sie dort, welche anderen Starts sind inzwischen bereits klar?"

Bolt: "In Rom und Ostrau werde ich die 100 m laufen, dann 200 m in Oslo, 200m in Paris und 100 m in Monaco. "

"Die Erfahrung aus den letzten Jahren ist: Wenn Sie nicht verletzt sind, kann Sie wohl niemand schlagen. Aber natürlich hoffen einige darauf. Wird es vor der Weltmeisterschaft in Daegu zu Duellen mit Tyson Gay oder Asafa Powell kommen?

Bolt: "Asafa wird in Rom starten. Tysons Saisonplanung kenne ich nicht."

"Carl Lewis hat Usain Bolt vor einem Start im Weitsprung bei Olympia 2012 in London gewarnt. Sein Argument: Er, Carl Lewis, sei ein Weitspringer gewesen, der auch gesprintet sei. Aber der Weg vom Sprinter zum Weitspringer sei viel schwerer. Usain solle sich auf 100, 200 m die Staffel konzentrieren. Gibt es denn überhaupt Pläne für einen Start im Weitsprung in London? Oder ist irgendwann bei einem Meeting zum Saisonende ein Wettkampf im Weitsprung geplant? Oder eher ein Rennen über 400 m?

Bolt: "Ich werde mich sowohl dieses als auch nächstes Jahr voll auf die 100 m und 200 m konzentrieren. Vielleicht werde ich nach 2012 eine neue Disziplin ausprobieren, aber letztendlich verlasse ich mich da auf den Rat und die Einschätzung meines Trainers. Ich würde den Weitsprung jedoch irgendwann im Laufe meiner Karriere gerne einmal ausprobieren. "

"Sie liefen mit 15 Jahren schon phantastische Zeiten. Gibt es in Jamaika ein ähnliches Juwel, das einmal ihr Nachfolger werden könnte?"

Bolt: "Wir haben viele gute junge Sprinter in Jamaika. Yohan Blake läuft bereits in der Weltspitze. Und wir haben beispielsweise Jazeel Murphy und Kemar Bailey-Cole, die vor Kurzem Gold und Silber bei den Carifta Games gewonnen haben."

"Vor zwei Jahren waren Sie der Hero der WM in Berlin. Sie verbesserten ihre phantastischen Weltrekord von Olympia 2008 in Peking auf 9,58 und 19,19 Sekunden. Glauben Sie, dass Sie in Daegu noch schneller sein können? Oder sind weitere Steigerungen des Weltrekordes erst das Ziel für das Olympiajahr 2012?

Bolt: " Mein Hauptziel fuer Daegu ist es meine Titel zu verteidigen. Ich konzentriere mich nicht wirklich auf die Zeiten. "

"Irgendwann sollen Sie gesagt haben, dass 9,40 Sekunden über 100 m möglich sind. Wäre das ein Ziel bis zum Karrierenende. Und auch eine 200-m-Zeit unter 19 Sekunden?

Bolt: " Ich glaube, dass eines Tages ein Mensch 9,4 Sekunden laufen kann. Ich weiß nicht, ob ich diese Person sein werde oder jemand anderes. Ich hoffe, dass ich meine momentanen Zeiten verbessern kann, aber ich kann nicht prognostizieren wie schnell ich letztendlich laufen kann. "

"Sie gelten jetzt schon als bestbezahlter Leichtathlet der Geschichte. Helfen Sie mit ihren Millionen auch den Kids, die in Ihrer Heimat als Sportler einmal Heros werden wollen, oder armen Menschen auf Jamaika?"

Bolt: "Ich habe letztes Jahr die Usain Bolt Stiftung gestartet. Wir machen sehr viel für Kinder in Jamaika. Man kann mehr über meine Stiftung auf meiner Webseite www.usainbolt.com erfahren."

"Sie haben davon gesprochen, sie wollten Ihre Karriere nach Olympia 2016 in Rio de Janeiro beenden. Dort hätten Sie die Chance, als erster Sprinter eine dritte Goldmedaile über 100 m zu gewinnen, wenn in London alles läuft wie geplant. Wie denken Sie zu Beginn der Saison 2011 darüber?

Bolt: "Ich denke, dass 2016 meine letzten Olympischen Spiele sein werden. Ich laufe seit 2002 auf hohem Niveau - das wären dann 14 Jahre. Ich möchte den Sport an der Spitze verlassen."

"Muss man eigentlich auf Vieles verzichten, alles dem Erfolg unterordnen, wenn man in einer Sportart so spektakuläre Leistungen bringen will wie Sie? Kann man dann so selten der Partylöwe sein, wie sie es offenbar gern sind?" Und: hat man genug Zeit für eine Freundin?

Bolt: "Jeder Leistungssportler, der an der Spitze ist, muss sich in Verzicht üben. Ich versuche jedoch grundsätzlich immer Spaß zu haben an dem was ich mache."

 "Millionen Menschen sind begeistert von Ihren Zeiten. Einige zweifeln nach etlichen Doping-Affären seit Ben Johnson 1988 in Seoul, ob man ohne Manipulation so schnell sein kann. Professor Arne Ljungqvist, oberster Medizin- und Dopingchef vom Internationalen Olympischen Komitee und dem Leichtathletik-Weltverband IAAF, hat in einem SID-Interview bereits nach ihren Olympiasiegen bestätigt, dass er Sie für absolut sauber hält. Wie selbst erklären Sie sich, dass Sie solche phantastischen Zeiten laufen können?

Bolt: "Ich wurde mit einem Talent geboren - Leute können das sehen wenn sie die Resultate aus meiner Schulzeit anschauen. Ich hatte einige Jahre mit Verletzungen zu kämpfen, aber seit ich unter Coach Mills trainiere ist es uns gelungen, mich die meiste Zeit verletzungsfrei zu halten. Dies ermöglicht es mir hart zu trainieren und meine Leistungen zu verbessern."

"Wovon träumen Sie nach Ende Ihrer Karriere? Möchten Sie Trainer werden, ins Business?

Bolt: "Ja, ich habe bereits ein paar Projekte an denen ich arbeite, welche hoffentlich auch nach meinem sportlichen Karriereende weiterlaufen. Eines dieser Projekte ist eine Sportsbar & Restaurant in Kingston unter dem Namen "Tracks&Records", welche vor Kurzem eröffnet wurde und sehr gut läuft." (SID)