Die Südtiroler Komponistin Manuela Kerer schreibt für Erl ein Werk für Harfe und Streicher.

25. 7., Pfarrkirche Erl, 20.00

Foto: Rainer Held

 

Erl - Wenn man die großen Opernunternehmungen im Passionsspielhaus als einen Tanker sieht, welcher sich wochenends kühn in die schwere Wagner-See hinauswagt, dann sind die Kammermusikkonzerte kleine Beiboote, Jollen, die aber auch gern frech und flink ihre eigenen Kurse setzen. Gleichzeitig sind sie auf geografischer Ebene aber auch Verankerungen der Festspiele im dörflichen Raum - und zwar in dessen zwei zentralen Stellen geistlicher und weltlicher Gastlichkeit: im Gottes- und im Wirtshaus.

Seit 2009 wird während der Festspielzeit im Dorf an den ersten vier Tagen der Woche musiziert: Montags wird Kammermusik gemacht, dienstags lädt Pianist Davide Cabassi diverse Freunde ein, mittwochs gibt's einen Liederabend (alles in der Erler Pfarrkirche), und donnerstags spielt man sich im Gasthof Blaue Quelle komplett frei.

Im Zentrum des dritten Kammermusikkonzerts dieses Sommers steht der Harfenist Antonio Ostuni. Festivalgründer Gustav Kuhn hat den Ausnahmekünstler in Bozen zum ersten Mal gehört, als dieser dort noch studierte - und ihn in heftig entflammter Begeisterung sofort für Erl engagiert. Und so wird der 24-Jährige diesen Sommer im Tannhäuser die Soloharfe spielen - und Ende Juli eben auch einen Kammermusikabend bestreiten.

Das Wunschstück des Italieners dafür war Claude Debussys Danse sacrée - Danse profane für Harfe und Streichquintett - womit für Programmplaner und Festspielvizeintendant Andreas Leisner die erfrischend ungewöhnliche Grundbesetzung des Abends einmal feststand. Ergänzt wurde sie noch um eine Sängerin, die Sopranistin Ulpiana Aliaj (die Streicherparts übernehmen Instrumentalsolisten des Orchesters der Tiroler Festspiele Erl).

"Dinge probieren, die man anderswo nicht zu hören bekommt", ist die Intention Leisners für die Programmgestaltung der Kammermusikreihe -und so bietet der dritte Abend neben Werken Sergej Rachmaninows (Das Kornfeld op. 4), Manuel de Fallas (Soneto a Córdoba), Gioacchino Rossinis (All ombra amena del giglio d'or aus Il viaggio a Reims) und Benjamin Brittens (Folksongs) in dieser interessanten Besetzung auch eine österreichische Erstaufführung: Die Metamorfosi für Sopran und Harfe hat der italienische Komponist Domenico Turi für Antonio Ostuni geschrieben.

Aber auch die Tiroler Festspiele Erl selbst haben zu Neuem in diesem Programm beigetragen und die Südtirolerin Manuela Kerer speziell für diesen Abend mit der Komposition eines Werks für Harfe und Streicher beauftragt. Schon seit längerem hätten die Festspiele den Werdegang und die Arbeiten dieses "extrem aktiven" Multitalents verfolgt, meint Andreas Leisner.

Er schätze den unkomplizierten Zugang der 31-Jährigen zur Kunst: "Ihre Stücke sind intelligent, aber nicht blasiert", so Leisner, "es ist keine hermetische Musik, sondern eine, der man die Freude beim Schaffensprozess anmerkt." Und so gilt, wie immer in Erl: Die Freude der Musiker und Komponisten wird schlussendlich wohl zu jener der Festspielbesucher werden. (Stefan Ender/ DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2011)