Foto: Theatermuseum

Wien -  Wie in den vergangenen drei Jahrhunderten Werke von Wagner oder Shakespeare vom Text zur  Aufführungspraxis gelangten, beleuchtet bis 26.September eine Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum. Unter dem Titel "Ungezähmte Natur" werden dabei drei thematische Bereiche abgedeckt: Wald, Meer und Felsen. Gezeigt werde aber nur ein Teil des hauseigenen Sammlung von Handzeichnungen, belaufe sich diese doch auf knapp 90.000 Objekte, wie Direktor Thomas Trabitsch am Mittwoch  bei der Presseführung erläuterte.

"Der Unterhaltungswert der Darstellung unbändiger Natur ist unüberhörbar", meinte die Kuratorin der Schau und Leiterin der Handzeichnungssammlung, Vana Greisenegger-Georgila. Setzte man in der Antike ganz auf die Macht der Worte und Vorstellungskraft der Zuschauer, wurde spätestens ab der Renaissance das "Bühnengeschehen zu einem Ereignis". In der Schau wird dies etwa an zwei frei stehenden Modellen veranschaulicht, etwa mittels der Schiffskonstruktion für Giacomo Meyerbeers Oper "Die Afrikanerin" von Theodor Jachimowicz und Carlo Brioschi aus dem Jahr 1866: Das komplexe Holzmodell lässt erahnen, wie damals die stürmische See inszeniert wurde.

Die Bilder selbst sind mit speziellen Rahmen bestückt worden, die "modellhaft in Reliefperspektive den Raum bilden", wie Gerhard Vana, gemeinsam mit Karin Müller-Reineke zuständig für die Ausstellungsarchitektur, erklärte. Ähnlich der Situation in einem Theaterhaus wird man dadurch jeweils aus einem spezifischen Winkel mit dem Werk konfrontiert. "Diese architektonischen Rahmen bilden nicht nur Schutz, sondern öffnen das Bild und sollen den Betrachter hineinziehen", so Vana.

Neben den Zeichnungen, Skizzen und Modellen finden sich auch vier gläserne Projektionsplatten von Remigius Geyling. Diese ab den 1920er Jahren in Österreich eingesetzte Technik projizierte das gemalte Bild auf die Bühne, die Platten selbst haben dabei nur eine Größe von etwa 20 mal 20 Zentimeter. Auf den Böden der Ausstellung finden sich zudem zwei Bühnenausschnitte in Originalgröße, die den Blick für die Details der Bühnenbildmalerei ermöglichen sollen.

Als Ergänzung zu den "optischen Sensationen versuchten wir auch, akustische Sensationen zu finden", wie es Müller-Reineke ausdrückte: Gefunden hat man Wind- und Regenmaschine, ein Donnerblech sowie eine Nebelmaschine und ein Blitzapparat aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei die ersten drei bei Führungen selbst bedient werden können. Zu sehen sind die Exponate, die neben der eigenen Sammlung aus Leihgaben der Akademie der bildenden Künste Wien, des Richard Wagner Museums in Bayreuth, der Theatersammlung Bern und der Universität Köln bestehen, bis zum 26. September. Danach darf man sich auf einen "stürmischen Herbst" freuen, so Trabitsch, feiert das Museum doch mit einem "Reigen von Ausstellungen" seinen 20. Geburtstag. (APA)