"Nur um Amstetten anzuschwärzen."

Foto: FPOE Amstetten

Die FPÖ hat sich am Dienstag ihrer Stimmen enthalten, als es darum ging Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Den Antrag hatte SPÖ-Bürgermeister Herbert Katzengruber eingebracht. Brigitte Kashofer, FPÖ-Stadtparteiobfrau in Amstetten, erklärt im Interview mit derStandard.at: "Die Bevölkerung hat nun den Eindruck, Hitler war bis jetzt Ehrenbürger von Amstetten. Er war es aber nicht." Der Antrag der SPÖ mache – auch wenn er nur symbolischer Natur war – einen "ganz falschen Eindruck", so die FPÖ-Politikern.

Warum sich die Leute vor 1945 an Hitler "angebiedert" haben und weshalb sich Kashofer wünscht, dass die FPÖ bald wieder in der Regierung ist, sagt sie im Interview mit derStandard.at.

derStandard.at: Warum hat sich die FPÖ ihrer Stimme enthalten?

Kashofer: Weil Hitler nicht Ehrenbürger von Amstetten ist, schon seit 65 Jahren nicht mehr. Es wäre eine Zustimmung, einem Einverständnis gleichgekommen, dass er noch Ehrenbürger wäre. Er ist es aber nicht. Es ist rechtlich ein Widerruf gar nicht möglich. Ich habe da sogar eine Rechtsauskunft.

derStandard.at: Sie haben auf Ihrer Homepage geschrieben, dass die Aktion ein Profilierungsversuch von Rot und Grün sei.

Kashofer: Wenn ich was widerrufe was nicht existiert, ist es ein Eingeständnis, dass es existiert, das war aber nicht so. Ich weiß nicht, warum sie das gemacht haben. Sie haben eine Lüge an die Öffentlichkeit gebracht. Ich weiß nicht, was das für einen Sinn haben soll. Nur um Amstetten anzuschwärzen.

derStandard.at: Es wurde argumentiert, dass es ein symbolischer Akt sei, die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen.

Kashofer: Ich glaube, dass man auch bei symbolischen Akten immer auf dem Boden der Wahrheit und der Realität bleiben muss. Die Bevölkerung hat nun den Eindruck, Hitler war bis jetzt Ehrenbürger von Amstetten. Er war es aber nicht. Der symbolische Akt macht einen ganz falschen Eindruck.

derStandard.at: Sie kritisieren, dass die SPÖ das erst überhaupt bekannt gemacht hat.

Kashofer: Nein, nicht bekannt gemacht, sondern einen falschen Eindruck hinterlassen hat.

derStandard.at: Das Rechtsgutachten von dem Sie sprechen, was steht da drinnen?

Kashofer: Das ist eine Direktive des Alliierten Kontrollrats. Allen Kriegsverbrechern ist die Ehrenbürgerschaft überall aberkannt worden. Das war 1946.

derStandard.at: Bis zu dieser Direktive war Hitler aber Ehrenbürger. Finden Sie das gerechtfertigt, dass er früher Ehrenbürger war?

Kashofer: Das war von 1938 bis 1945, da war er Ehrenbürger. Damals, da hab ich noch nicht gelebt. Dazu kann ich mich nicht äußern. Damals haben die Leute halt gefunden, dass er Ehrenbürger sein soll. Sie haben sich angebiedert. Ich will da aber nicht näher darüber reden.

So wie man sich heute halt auch anbiedert an die Mächtigen. Eine reine Anbiederung war das.

derStandard.at: Wie sind jetzt die Reaktionen von den Leuten in Amstetten?

Kashofer: Bis jetzt habe ich noch nichts vernommen. Die Sitzung war ja erst gestern. Die Leute kennen mich in Amstetten und sie wissen, dass ich mit sowas nichts am Hut habe. Und ich glaube, dass ich eigentlich einen ganz guten Ruf hab. Aber ich möchte halt immer auf dem Boden der Wahrheit und seriös bleiben.

derStandard.at: Haben Sie schon eine Reaktion von der Bundespartei erhalten?

Kashofer: Ja, sie haben gesagt, das passt, wie ich das alles auf der Homepage erklärt habe. Es wäre ein Eingeständnis gewesen, dass Hitler Ehrenbürger von Amstetten gewesen wäre und das wollte ich nicht.

derStandard.at: Der FPÖ wird ja eine Nähe zum Nationalsozialismus nachgesagt.

Kashofer: Nein, das haben wir sicher nicht.

derStandard.at: Aber was sagen Sie zu dem Vorwurf? Vor allem wird das Argument jetzt wieder hergenommen, weil sich die FPÖ nicht distanzieren will.

Kashofer: Ja, wer genau liest, der weiß das. Wenn man nur die Überschriften liest, kommt es zu solchen Missverständnissen.

derStandard.at: Wie kommen die Menschen immer darauf, dass die FPÖ eine Nähe zum Nationalsozialismus hat?

Kashofer: Das wird aufgebauscht, das wird gemacht. Um die Partei ins rechte Eck zu stellen, werden absichtlich diese Dinge verbreitet. Es ist eigentlich ein Dauerwahlkampf.

derStandard.at: Zuletzt hat es heftige Debatten wegen des Totengedenkens am 8. Mai am Heldenplatz gegeben. Bundesobmann Strache hat nicht teilgenommen.

Kashofer: Das beurteile ich nicht. Ich bin für Amstetten zuständig.

derStandard.at: Soll die FPÖ in Zukunft in der Regierung sein?

Kashofer: Ja sicher, natürlich. Da würde sich vor allem im Familienbereich sehr viel ändern. Das ist mir ein besonderes Anliegen, dass Familien unterstützt werden, dass man Kinder haben kann und dass sich Frauen auch wieder Zeit nehmen können für die Kinder. Ein ganz großes Anliegen ist mir auch der Naturschutz. Wir kämpfen in Amstetten gerade um die Forstheide. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 25.5.2011)