Bild nicht mehr verfügbar.

Herman Van Rompuy: "Der Euro war im ersten Jahrzehnt seines Bestehens sehr stark - vielleicht zu stark."

Foto: Reuters/Lenoir

Paris - Zur Eröffnung der 50-Jahr-Jubiläumsfeierlichkeiten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden Mahnungen wegen der nach wie vor schwierigen Lage der Wirtschaft laut. OECD-Generalsekretär Angel Gurria erinnerte an die hohe Arbeitslosigkeit in vielen der 34 Mitgliedsstaaten, wo insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit teils dramatisch gestiegen sei. "Die Krise ist noch nicht vorbei", sagte Gurria Dienstagvormittag am Sitz der Organisation in Paris.

EU-Ratspräsident Herman van Rompuy gab ein Bekenntnis zur gemeinsamen europäischen Währung ab: "Wir lassen den Euro nicht scheitern." Eine Restrukturierung der griechischen Schulden berge weit mehr Risiken als Nutzen, warnte er.

Zahl der "Working Poor" steigt

Der OECD-Generalsekretär verwies auf die schwierige und teils holprige Erholungsphase der Wirtschaft, die sich insbesondere bei den hohen Arbeitslosenraten zeige. Die Jugendarbeitslosigkeit sei in einigen OECD-Ländern auf über 40 Prozent angestiegen, junge Leute fänden keinen Einstieg in den Arbeitsmarkt mehr. "Wir haben die Krise noch nicht bewältigt", mahnte Gurria. Die Wachstumsraten seien noch gering, manche Länder im OECD-Raum hätten mit hohen Inflationsraten zu kämpfen. Auch die Zahl der "Working Poor", also jener Menschen, die trotz Arbeit unter der Armutsgrenze bleiben, sei gestiegen.

Die OECD wolle mit ihren Mitteln und Möglichkeiten helfen, das Leben der Menschen zu verbessern, erinnerte der Mexikaner Gurria an das Motto der Feierlichkeiten, "Mit besserer Politik zu besserem Leben". Dazu wird heute der "Better Life Index" präsentiert, der als neuer OECD-Index für Lebensqualität zeigen soll, worauf es im Leben wirklich ankomme und nicht nur den Zuwachs von Konsum und Produktion messe, verwies Gurria auf eine neue Orientierung im Denken der Ökonomen. Die OECD werde in Zukunft ihre Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern weiter ausbauen und besonderes Augenmerk auf die Region Nordafrika und Nahost legen, kündigte er an.

Euro "vielleicht zu stark gewesen"

EU-Ratspräsident Van Rompuy gab ein deutliches Bekenntnis zur europäischen Währung ab. Der Euro sei im ersten Jahrzehnt seines Bestehens sehr stark gewesen, "vielleicht zu stark", weil dadurch Ungleichgewichte, Staatsschulden und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit von den Märkten und der Politik nicht genügend berücksichtigt worden seien. Dafür werde jetzt Griechenland keine Zeit für Reformen gegeben, beklagte er, obwohl die griechische Regierung bereits viel getan habe um das Defizit zurückzufahren. Van Rompuy warnte eindringlich vor einer Umschuldung Griechenlands, diese könne zu einer Verschärfung der Lage führen. "Die Risiken einer Restrukturierung sind riesig im Vergleich zum möglichen Nutzen." Athen müsse seine Reformanstrengungen für eine moderne Wirtschaft fortsetzen, die Märkte würden Griechenland aber keine Zeit dafür geben wollen, kritisierte er.

Die EU habe auf die Krise rasch und umfassend reagiert, betonte Van Rompuy. "Wir werden den Euro nicht scheitern lassen, trotz all dem Drama und Wirbel, der jetzt gemacht wird", versicherte er. Griechenland, Irland und Portugal würden zusammen nicht mehr als 6 Prozent des Bruttosozialprodukts der Euro-Länder ausmachen, versuchte er die Proportionen der Länder mit angeschlagenen Budgets innerhalb der Euro-Zone zurechtzurücken. Die Antwort auf die Krise müsse mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit der Euro-Länder sein: "Es gibt keine Währungsunion ohne eine Wirtschaftsunion." Die EU werde das europäische soziale Modell, den "European Way of Life", verteidigen. (APA)