Riad/Istanbul - Die Kampagne gegen das Frauenfahrverbot gewinnt in Saudi-Arabien langsam an Fahrt. Ein Menschenrechtsaktivist hat in den vergangenen Tagen mehr als 600 Unterschriften für die Abschaffung dieses Verbots gesammelt. Eine Gruppe junger Frauen ruft für den 17. Juni ihre Geschlechtsgenossinnen überall im Land dazu auf, gegen das Verbot zu verstoßen. Die Zeitung "Arab News" veröffentlichte am Dienstag einen Kommentar unter der Überschrift "Lasst Frauen Auto fahren (...) überwindet eure Angst vor dem Unbekannten".

Die Behörden in Saudi-Arabien hatten zuvor eine junge Frau zweimal binnen einer Woche festgenommen, weil sie sich über das Fahrverbot hinweggesetzt hatte. Die saudische Zeitung "Okaz" berichtete, Manal al-Sharif sei am Sonntagabend ins Frauengefängnis der Stadt Dammam im Osten des Landes gebracht worden. Die Ermittlungsbehörden hätten eine fünftägige Untersuchungshaft angeordnet.

Zur Begründung hieß es, Sharif sei in der Stadt Khobar (Chobar) erneut Auto gefahren. In arabischen Medienberichten hieß es zuletzt, Sharif habe sich bei dem Direktor des Gefängnisses "entschuldigt". Ihr Anwalt sei optimistisch, dass sie bald gegen Kaution freigelassen werde.

Eine etwa 40 Jahre alte Frau war laut Medienberichten Anfang dieser Woche nördlich der Hauptstadt Riad von der Polizei aufgehalten worden, als sie am Steuer saß. Ein Passant hatte die Polizei auf die Frau, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen im Auto saß, aufmerksam gemacht. Die Frauen gaben an, sie hätten Einkaufen fahren wollen, aber keinen männlichen Verwandten im Haus gehabt, der sie zum Geschäft hätte bringen können.

In Saudi-Arabien ist der Wahhabismus, eine besonders puritanische Interpretation des sunnitischen Islam, Staatsreligion. Das Fahrverbot für Frauen leiten die Religionsgelehrten und konservativen Politiker des Landes jedoch nicht aus dem Islam, sondern aus den "Traditionen" Saudi-Arabiens ab. (APA)